Erinnerung an den Holocaust im Web
26. Januar 2016Während der Dreharbeiten zu Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" im polnischen Krakau baten Überlebende des Holocaust den berühmten amerikanischen Regisseur darum, ihre ganz persönlichen Erinnerungen vor der Kamera erzählen zu dürfen. Sie wollten, dass ihre Geschichte der Nachwelt erhalten blieb, damit die nachfolgenden Generationen sich das immer wieder anhören könnten. Damit nahm ein weltweit beachtetes, einmaliges Projekt seinen Anfang.
Die USC Shoah Foundation
Spielberg rief daraufhin ein Projektteam zur Dokumentation von Zeitzeugen-Berichten zusammen und gründete 1994 die gemeinnützige Organisation "Survivors of the Shoah Visual History Foundation" (Shoah Foundation). Von 1994 bis 1999 nahmen freiwillige Helfer in 56 Ländern mit der Kamera insgesamt 52.000 Interviews in 32 Sprachen auf und hielten so die Erinnerung vieler tausend Holocaust-Überlebender für die Nachwelt fest.
Im Jahr 2006 wurde die Shoah Foundation Teil der University of Southern California (USC). Ihre Hauptaufgabe besteht heute in der Katalogisierung und Bereitstellung von Video- und Bildmaterial zum Holocaust. Inzwischen wurde das Archiv um Sammlungen von Interviews mit Überlebenden weiterer Genozide, etwa dem in Ruanda, erweitert. Die USC kooperiert mittlerweile mit mehr als 50 Institutionen weltweit, die die Zeitzeugen-Interviews zugänglich machen.
Das Visual History Archive an der FU Berlin
Die Freie Universität Berlin (FU Berlin) war die erste europäische Universität, an der man online auf das gesamte Archivmaterial der Shoah Foundation zugreifen konnte. Ein spezielles FU-Projekt stellt seit 2006 einen direkten Zugang zum Visual History Archive für Studierende, Lehrende und die Forschung bereit. Alle Interviews wurden zu Forschungszwecken in thematische Segmente unterteilt, so dass eine Suche nach Stichworten möglich ist. Eine genaue Auflistung aller Zahlen und Fakten, wer wann wo von den Mitarbeitern der Shoah Foundation interviewt wurde, ist ebenfalls im Netz öffentlich zugänglich.
Die Halle der Namen in Yad Vashem
Die Sammlung der Namen der Holocaust-Opfer in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem ist eine der wichtigsten Datenbanken zum Thema Holocaust weltweit. Gemeinsam mit internationalen Partnerorganisationen haben die Experten von Yad Vashem die Daten von knapp viereinhalb Millionen ermordeten Juden gesammelt, zugeordnet und als Daten zugänglich gemacht. Von überall kann man dort im Netz recherchieren. Damit wird den damals Namenlosen, mit einer KZ-Nummer Versehenen, im Nachhinein ihre persönliche Identität wiedergegeben - und ihnen ein Denkmal gesetzt.
Seit 1955 bemüht sich Yad Vashem intensiv darum, das Gedenken an die Millionen ermordeter Juden zu bewahren. Die Gedenkstätte ist Anlaufstelle für viele Millionen auch jugendlicher Besucher und Israel-Touristen. Alle Informationen, Lebensläufe von Holocaust-Opfern, Videos und Fotodatenbanken sind in mehreren Sprachen zugänglich.