Erster Prozess zum LRA-Terror in Uganda
6. Dezember 2016Vor dem Internationalen Strafgerichtshof hat der Prozess gegen einen der höchsten Rebellenführer der gefürchteten ugandischen Terrorgruppe "Lord's Resistance Army" (LRA) begonnen. Die Anklage beschuldigte Dominic Ongwen in Den Haag der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie umfassen Mord, Vergewaltigung, Sex-Skalverei und Folter von 2002 bis 2004. Durch den Terror der selbsternannten "Widerstandsarmee des Herrn" im Norden Ugandas wurden Zehntausende Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben.
Vom Kindersoldaten zum LRA-Anführer
Der Angeklagte wies die Vorwürfe zurück. Er sei selbst Opfer der LRA von Joseph Kony gewesen, dessen Stellvertreter er war. Kony ist international gesucht und noch immer flüchtig. Der 1975 geborene Ongwen ist der erste Angeklagte vor dem Strafgerichtshof, der selbst Opfer der Rebellengruppe war, für die er danach mutmaßlich Verbrechen beging. Er war als Zehnjähriger auf dem Schulweg verschleppt und zum Kindersoldaten gemacht worden. In den Jahren darauf stieg er zu einem Anführer der "Widerstandsarmee des Herrn" auf. Die LRA gilt als eine der brutalsten Milizen in Afrika. Nach zehn Jahren auf der Flucht wurde er im Januar 2015 dem ICC überstellt.
Frauen und Kinder als Opfer der Gewalt
Der Prozess gegen den Warlord findet unter Vorsitz des deutschen Richters Bertram Schmitt statt und dauert vermutlich mehrere Jahre. Die Ankläger werfen Ongwen unter anderem vor, 2003 und 2004 für mehrere Angriffe auf Flüchtlingslager in Uganda verantwortlich zu sein. Laut der Anklageschrift, die insgesamt 70 Punkte umfasst, sollen Ongwen, LRA-Chef Joseph Kony und andere Kommandeure gezielt Frauen und Mädchen in Nord-Uganda entführt haben, um sie auszubeuten und zu Ehen und Sex zu zwingen. Kinder unter 15 Jahren sollen als Kämpfer eingesetzt worden sein. Bei einer Verurteilung droht Ongwen eine mehrjährige Haftstrafe.
Die LRA wurde vor rund 30 Jahren in Norduganda gegründet. Die Kämpfer drangen inzwischen in den Südsudan, die Zentralafrikanische Republik und in den Kongo vor. Menschenrechtsorganisationen zufolge ist die Terrorgruppe für die Vertreibung von mehr als 800.000 Menschen und die Entführung und Versklavung von mindestens 20.000 Kindern verantwortlich.
pab/stu (dpa, epd)