Erste Zahlungen an Colonia-Dignidad-Opfer
17. April 2020Zehn Jahre nach dem Tod des deutschen Sektenführers Paul Schäfer haben erste Opfer der Colonia Dignidad in Chile eine finanzielle Entschädigung für ihr jahrzehntelanges Leid erhalten. "Die ersten Direktzahlungen sind vor wenigen Tagen an die Opfer gegangen", sagte der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Brand, der Deutschen Presse-Agentur.
Rund 20 Betroffene in Chile und Deutschland hätten die Hilfsleistungen bereits erhalten. Sie betragen bis zu 10.000 Euro pro Person. Bis Ende des Jahres soll das Geld an alle etwa 200 Opfer geflossen sein.
"Opfer eines verbrecherischen Deutschen"
"Wir haben im Bundestag überparteilich eine Regelung erreicht, die sowohl symbolisch eine Geste Deutschlands an die Opfer eines verbrecherischen Deutschen bedeutet als auch in Zukunft die Betreuung von Opfern im Bereich Pflege und Alter ermöglichen soll", sagte Brand. Eine gemeinsame Kommission aus Bundestag und Bundesregierung hat insgesamt 3,5 Millionen Euro für die finanziellen Hilfen veranschlagt.
Der Laienprediger Paul Schäfer war mit seinen Anhängern Anfang der 1960er Jahre von Deutschland nach Chile gezogen und hatte am Fuße der Anden die Colonia Dignidad ("Kolonie der Würde") gegründet. Jahrzehntelang ließ er die Sektenmitglieder dort ohne Lohn arbeiten, riss Familien auseinander und missbrauchte Kinder. Während der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet wurden auf dem riesigen Areal zudem Regimegegner gefoltert und ermordet.
Schäfer wurde 2005 in Argentinien gefasst und wegen sexuellen Missbrauchs und Körperverletzung verurteilt. Er starb 2010 in einem Gefängnis in Chile.
jj/sam (dpa)