Große US-Impfstoff-Spende geht an Taiwan
6. Juni 2021Für das Land seien 750.000 Einheiten vorgesehen, sagte die US-Senatorin Ladda Tammy Duckworth bei der Ankunft einer US-Delegation in Taiwans Hauptstadt Taipeh. Wegen des dringenden Bedarfs und der Partnerschaft sei es für die USA entscheidend gewesen, dass Taiwan in die erste Gruppe der Empfängerländer komme. Der mit Duckworth mitgereiste US-Senator Chris Coons verwies auf die schwierige Lage Taiwans, Zugang zu sicheren und wirkungsvollen Corona-Impfstoffen zu bekommen. Unbekannt ist bislang, von welchem Hersteller der Impfstoff stammt.
China macht Druck und will eigene Vakzine platzieren
Taiwans Außenminister Joseph Wu sagte beim Empfang der US-Delegation, das Land sei "sehr dankbar", in die Planung der US-Regierung eingebunden zu sein. Er sprach von "einzigartigen Schwierigkeiten" Taiwans im Kampf gegen das Coronavirus. Die Regierung in Taipeh gebe ihr Bestes, um Impfstoffe zu importieren, betonte Wu. Es müssten jedoch Hindernisse überwunden werden, "um sicherzustellen, dass diese lebensrettenden Mittel ohne von Peking ausgelöste Probleme geliefert werden können". So scheiterte nach Angaben Taiwans eine Vereinbarung mit dem deutschen Hersteller BioNTech über Impfstoff-Lieferungen auf Druck von China. Die Volksrepublik weist das zurück.
China bot Taiwan in der Volksrepublik hergestellte Impfstoffe an. Die Regierung in Taipeh hat aber wiederholt Bedenken über deren Sicherheit geäußert und dankend abgelehnt.
Taiwanesische Zahlen im weltweiten Kontext betrachtet niedrig
Taiwan hat derzeit mit einem Anstieg der Neuinfektionen zu kämpfen, nachdem es lange Zeit sehr erfolgreich die Pandemie eingedämmt hatte. Insgesamt betätigte die taiwanesische Seuchenschutzbehörde CECC bislang 11.298 Corona-Infektionen. 260 Menschen starben demnach im Zusammenhang mit dem Virus. An diesem Sonntag wurden 343 neue COVID-19-Fälle bekannt. Bislang sind nur etwa drei Prozent der knapp 24 Millionen Einwohner geimpft, wobei die meisten Geimpften nur die erste von zwei erforderlichen Spritzen erhalten haben.
Die USA hatten am Donnerstag Details zur Verteilung der ersten zugesagten 25 Millionen Corona-Impfstoffdosen an andere Staaten veröffentlicht. Mindestens 75 Prozent davon, knapp 19 Millionen Dosen, sollen demnach über die internationale Impfinitiative COVAX vergeben werden. Davon seien etwa sechs Millionen Dosen für Lateinamerika und die Karibik vorgesehen, etwa sieben Millionen Dosen für Süd- und Südostasien und etwa fünf Millionen Dosen für Afrika. Die verbleibenden rund 25 Prozent der ersten 25 Millionen Impfstoffdosen wiederum, etwa sechs Millionen Dosen werde die US-Regierung direkt an Länder abgeben, etwa an die Nachbarländer Kanada und Mexiko sowie Indien und Südkorea, hieß es. Jetzt ist Taiwan mit dabei, als einer der ersten Nutznießer.
China sieht das demokratische Taiwan, das sich 1949 vom Festland abspaltete, als abtrünnige Provinz und nicht als unabhängigen Staat an und versucht, es international zu isolieren. So ist Taiwan auf Druck Chinas nicht Mitglied der Weltgesundheitsorganisation (WHO), was den Zugang zu Vakzinen in der Pandemie erschwert. Washington gilt zwar als wichtigster internationaler Verbündeter Taiwans, unterhält aber offiziell keine diplomatischen Beziehungen mit Taipeh.
qu/rb (dpa, rtr, afp)