Erste Festnahme im Mordfall Kim Jong Nam
15. Februar 2017Einen Tag nach dem rätselhaften Tod von Kim Jong Nam ist eine 28-jährige Verdächtige am Internationalen Flughafen von Kuala Lumpur festgenommen worden. Wie die Polizei weiter bekannt gab, war sie im Besitz eines vietnamesischen Reisepasses. Die Frau sei im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Anschlag auf den Halbbruder des nordkoreanischen Diktators auf Überwachungskameras am Flughafen eindeutig identifiziert worden. Die Sicherheitskräfte fahnden nach einer zweiten Verdächtigen.
Kim Jong Nam hatte kurz vor seinem Tod Angestellten in der Abflughalle des Airports in der malaysischen Hauptstadt noch berichtet, jemand habe von hinten in sein Gesicht gegriffen und es mit Flüssigkeit besprüht. Dann sei ihm schwindelig und übel geworden. Auf dem Weg in ein Krankenhaus von Kuala Lumpur verstarb er, wie südkoreanische Medien unter Berufung auf Ermittler weiter berichten. Der Leichnam wird derzeit obduziert. Ein vorläufiges Ergebnis wird noch an diesem Mittwoch erwartet.
Der südkoreanische Geheimdienst geht davon aus, dass zwei nordkoreanische Agentinnen Kim mit präparierten Spritzen vergiftet haben. Die Frauen, die von einer Sicherheitslücke zwischen Kims Leibwächtern und der malaysischen Polizei profitiert hätten, seien anschließend mit einem Taxi geflohen, erklärte ein Sprecher.
Auf dem Weg zum Glückspiel?
Der "kleine General", wie er früher genannt wurde, wollte sich für einen Flug nach Macau einchecken, wo er unter falschem Namen wohl zumindest zeitweise lebte. Die chinesische Sonderverwaltungszone gilt als eine Hochburg des Glückspiels. Der älteste Sohn des früheren nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il galt in der kommunistischen Dynastie eine Zeit lang als potenzieller Nachfolger. Doch noch zu Lebzeiten des "geliebten Führers" fiel er in Ungnade. Vergnügungssüchtig, Playboy und "Sohn von Beruf" waren die Attribute, die im Zusammenhang mit seinem Namen genannt wurden. Kim Jong Nam hatte einst auch erklärt: "Ich persönlich bin gegen die Nachfolge in der dritten Generation." Möglich, dass der jetzige Machthaber in Pjöngjang ihm diesen Satz nie verzieh.
Im Dezember 2013 hatte Nordkoreas Diktator Kim Jong Un seinen Onkel und engen Berater Jang Song Thaek hinrichten lassen. Seither soll sich auch Kim Jong Nam verstärkt gefürchtet haben, einem Attentat zum Opfer zu fallen. Immer wieder gab es Gerüchte, sein Halbbruder wolle ihn "loswerden". Kim Jong Un ist für seinen rigorosen und grausamen Umgang mit Kritikern bekannt. Schon 2012 sollen Geheimdienstmitarbeiter versucht haben, den 45-Jährigen zu töten.
Präparierter Füller
In dem Jahr war in Südkorea ein ehemaliges Mitglied von Nordkoreas Spezialkräften für schuldig befunden worden, einen Mordanschlag auf Regimegegner Park Sang Hak geplant zu haben. Der potenzielle Killer hatte bei seiner Verhaftung unter anderem einen Füllfederhalter dabei, mit dem man ein Projektil abfeuern konnte. Und einen Kugelschreiber, dessen Mine mit Gift präpariert war.
se/rb (afp, rtr)