Entführt, vergewaltigt, verbrannt
30. Juni 2015"Das Ausmaß der Grausamkeit zeigt, wie tief der Hass sitzt, der über politische Differenzen weit hinausgeht" - so steht es in einem Bericht, den die Friedensmission der Vereinten Nationen für den Südsudan (UNMISS) veröffentlicht hat. Für den Report hatten UNMISS-Mitarbeiter 115 Überlebende und Augenzeugen interviewt. Was sie schildern, ist erschütternd. Demnach gehen offenbar Regierungssoldaten und mit ihnen verbündetenMilizen ganz gezielt gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere auch gegen Frauen und Mädchen.
Getötet nach Massenvergewaltigungen
So wurden den Interviews zufolge allein seit April im ölreichen Bundesstaat Unity mindestens 170 Mädchen und Frauen entführt. Mindestens 92 waren sexuellen Misshandlungen ausgesetzt, darunter auch Massenvergewaltigungen. Neun Frauen und Mädchen wurden dem Bericht zufolge von Soldaten gemeinschaftlich vergewaltigt und anschließend bei lebendigem Leib in ihren Hütten verbrannt. Eine 17-Jährige soll nach einer Massenvergewaltigung erschossen worden sein.
Die jüngsten Grausamkeiten seien im Zuge einer neuen Eskalation der Kämpfe in der Unity-Provinz Mai verübt worden, so der UN-Bericht weiter. Verantwortlich seien vor allem Soldaten der "Sudan People's Liberation Army" (SPLA) und Mitglieder anderer bewaffneter Gruppen, die mit der Armee verbündet sind.
UN fordern Armee zur Stellungnahme auf
Eine Kopie des Berichts wurde nach Angaben des Sprechers der UN-Friedensmission für den Südsudan, Joseph Contreras, an das Außenministerium des Landes übergeben. Noch habe man aber keine Antwort erhalten, sagte Contreras. Auch die Rebellen seien aufgefordert worden, zu dem Bericht Stellung zu nehmen.
Der Sprecher der südsudanesischen Armee, Philip Aguer, sagte, er habe den Bericht noch nicht gelesen und könne nichts dazu äußern, solange dieser nicht an die Armeeführung übergeben worden sei.
Zwei Millionen Menschen auf der Flucht
Der erst 2011 unabhängig gewordene Südsudan versinkt seit Ende 2013 im Chaos. Damals war ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar eskaliert. Die Gewaltwelle hat auch ethnische Hintergründe, da die beiden Politiker unterschiedlichen Volksgruppen angehören. Zwei Millionen Menschen wurden bereits vertrieben, etwa eine halbe Million von ihnen hat UN-Schätzungen zufolge Zuflucht in Nachbarländern gesucht, vor allem in Äthiopien, im Sudan und in Uganda.
cw/mak (dpa, afpe)