Trump-Rede ernüchtert Börsen
12. Januar 2017"Wir werden der größte Arbeitsplatzbeschaffer sein, den Gott je geschaffen hat", sagte Donald Trump während seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl. Der designierte US-Präsident kritisierte bei dem von den Märkten mit Spannung erwarteten Auftritt am Mittwoch scharf die bisherigen Handelsabkommen der USA mit anderen Wirtschaftsräumen wie China, Japan oder Mexiko als "ganz schlechte" Deals - mit Milliardeneinbußen für die USA. Es gebe keine guten Handelsabkommen. Zugleich drohte Trump US-Unternehmen bei Produktionsverlagerungen nach Mexiko mit massiven Strafzöllen.
Keine Klarheit über zukünftigen Kurs
Von einem milliardenschweres Konjunkturprogramm und Steuersenkungen war jedoch keine Rede - dabei waren es genau diese Erwartungen, die die Kurse an den Aktienmärkten in den vergangenen Wochen angeschoben hatten. Nach Einschätzung von Ökonomen gibt es keinerlei Klarheit über die künftige Wirtschaftspolitik. Das machte sich an den Finanzmärkten umgehend bemerkbar:
Vor der Pressekonferenz hatte sich der US-Leitindex Dow Jones Industrial an die noch nie erreichte Marke von 20 000 Punkten herangetastet. Während Trumps Auftritt geriet der Dow Jones aber unter Druck. Die schlechte Stimmung der Börsianer wirkte bis nach Deutschland nach. Der Leitindex Dax verlor am Donnerstag nach Handelsstart fast ein halbes Prozent.
Mexikanischer Peso stürzt ab
Die Enttäuschung über Trumps Auftritt zeigte sich auch am Kurs des US-Dollars. Er gab zu anderen wichtigen Währungen deutlich nach. Der Euro stieg im Gegenzug am Donnerstagvormittag auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn bei 1,0665 Dollar.
Außerdem sorgte Trump beim mexikanischen Peso für Bewegung, indem er einmal mehr gegen Mexiko wetterte und ankündigte, mit dem Bau der Mauer zum südlichen Nachbarland möglichst bald zu beginnen. Der Peso fiel auf ein neues Rekordtief. Wegen der hohen Abhängigkeit Mexikos vom Handel mit den USA reagiert die Währung besonders stark auf politische Entwicklungen im nördlichen Nachbarland. Seit dem Wahlsieg Trumps im November hat der Peso etwa 20 Prozent an Wert eingebüßt.
Sorgen auch in Deutschland
Auch die deutsche Industrie macht sich weiter Sorgen über Trumps Pläne. "Ich hatte die Hoffnung, dass er seine Wahlkampfrhetorik ein klein wenig zurückdreht", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, im rbb-Inforadio. "Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt." Unternehmen bräuchten Sicherheit.
Während Anleger den Dollar und Aktien mieden, setzten sie auf als sicher geltende Anlagehäfen - ein klares Zeichen für Verunsicherung. Der als besonders sichere Währung geltende japanische Yen legte kräftig zu. Der Preis für eine Feinunze Gold kletterte am Donnerstag erstmals seit sieben Wochen wieder über 1200 US-Dollar. Auch die Kurse von als sicher geltenden Staatspapieren wie deutschen Anleihen legten zu.
hmf/ul (dpa)