Erneut Tote bei Ausschreitungen in Nigeria
27. Oktober 2010Die Täter stürmten im Morgengrauen (27.10.2010) in das kleine Dorf etwa 10 Kilometer östlich von Jos. Mit Macheten schlugen sie auf die Bewohner ein, töteten vier Jugendliche und zwei Frauen, und verletzten mehrere andere. Die Armee, die in der Konfliktregion für Ruhe sorgen soll, geht davon aus, dass die Angreifer muslimische Viehtreiber der Volksgruppe der Hausa-Fulani waren. Sie könnten Rache genommen haben für den Mord an einem Mann aus ihrer Gruppe vor einigen Tagen.
Im Würgegriff der Gewalt
Allein in diesem Jahr sind in der Region rund um Jos bereits hunderte Menschen Opfer von Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen geworden. Dabei geht es nur vordergründig um die Religionszugehörigkeit. Vielmehr kämpfen die Volksgruppen um die Nutzung von fruchtbarem Land und um politische und wirtschaftliche Macht. Die Region liegt zwischen dem überwiegend christlichen Süden und dem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Norden Nigerias.
Nach schweren Unruhen im Frühjahr hatte der jetzige Präsident Goodluck Jonathan ganze Hundertschaften von Soldaten und Polizei in die Region geschickt, um die wütenden Menschenmassen auseinanderzuhalten. Seitdem ist es ruhiger geworden, aber unter der Oberfläche brodelt die Gewaltbereitschaft weiter.
Kontroverse um Wahlen
Im nächsten Jahr soll in Nigeria gleich dreifach gewählt werden. Zum Einen stehen Kommunal- und Parlamentswahlen an, zum Anderen muss auch der Präsident des Landes neu gewählt werden. Zur Zeit hat Goodluck Jonathan dieses Amt inne, ein christlicher Politiker, der aus dem Süden stammt. Die Opposition spricht ihm aber die Legitimierung ab, da Jonathan das Amt nur aufgrund des Todes des vorherigen Präsidenten übernommen hat. Die nächste Wahl wird mit Spannung erwartet, weil sich Jonathan wieder als Kandidat präsentieren wird, obwohl nach der in Nigeria üblichen politischen Rotations-Praxis eigentlich ein muslimischer Präsident aus dem Norden an der Reihe wäre.
Autorin: Nicola Reyk
Redaktion: Stephanie Gebert