Erneut Deutsche in der Türkei festgenommen
11. September 2017In der Türkei sind dem Auswärtigen Amt zufolge mutmaßlich erneut zwei Deutsche festgenommen worden. Dabei handele es sich um ein deutsches Ehepaar mit türkischen Wurzeln, sagte Ministeriumssprecher Martin Schäfer in Berlin. Es gebe konkrete Anhaltspunkte, dass es die Festnahme am Sonntag in Istanbul gegeben habe. Einer der beiden sei offenbar noch in Gewahrsam, die zweite Person dürfe die Türkei nicht verlassen.
"Es kann jeden treffen"
Schäfer rief erneut deutsche Bürger auf, sich mit der Gefahr einer Festnahme in der Türkei auseinanderzusetzen. "Es kann jeden treffen, der in die Türkei einzureisen gedenkt. Das ist die traurige Realität, der wir gegenüberstehen." Eine offizielle Reisewarnung der Bundesregierung für die Türkei sei aber derzeit nicht vorgesehen. "Wir werden uns nicht dazu hinreißen lassen, Reisehinweise politisch zu missbrauchen."
Das Auswärtige Amt hatte aufgrund der Festnahmen in der Vergangenheit allerdings seine Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei verschärft. Dass es in Zukunft auch eine tatsächliche Reisewarnung gibt, sollten willkürliche Festnahmen weitergehen, schloss der Sprecher allerdings nicht aus.
Streit um Reisewarnung
Ende August war ein deutsches Ehepaar mit türkischen Wurzeln am Flughafen von Antalya festgenommen worden. Ihr Rechtsanwalt hatte dem Auswärtigen Amt später mitgeteilt, dass die Frau ohne Auflagen wieder auf freiem Fuß gekommen sei. Den beiden wurden Verbindungen zur Gülen-Bewegung vorgeworfen, die von der türkischen Regierung für den gescheiterten Putschversuch vor einem Jahr verantwortlich gemacht wird. In Deutschland hatte der Fall eine Diskussion über eine weitere Verschärfung des Kurses gegenüber der Türkei ausgelöst.
Die türkische Regierung hatte am Samstag eine "Reisewarnung für die Bundesrepublik Deutschland" ausgesprochen. Darin ruft das türkische Außenministerium in Deutschland lebende oder dorthin reisende Türken zur "Vorsicht" auf. Der Schritt dürfte eine Retourkutsche für die Verschärfung der Reisehinweise des Auswärtigen Amtes für die Türkei in der vergangenen Woche sein.
cr/as (dpa, afp, rtr, epd)