Ernüchterung über Pokemon Go
25. Juli 2016Nintendo erwartet durch den neuen Hoffnungsträger zunächst keine so stark sprudelnden Gewinne wie von vielen Investoren erhofft. An der Tokioter Börse rutschten Aktien des Unternehmens um knapp 18 Prozent ab. So viel hat die Aktie an einem einzigen Handelstag seit knapp 26 Jahren nicht mehr verloren. Dabei wechselten fast fünf Mal so viele Papiere den Besitzer wie üblich.
Auslöser des Ausverkaufs war eine Mittelung des Unternehmens vom Freitag, wonach "Pokemon Go" nur einen begrenzten Einfluss auf die Geschäftszahlen haben werde. Es gebe derzeit keine Pläne, die Geschäftsziele anzuheben. Das Unternehmen will am Mittwoch seine Bücher öffnen. Dank des unerwartet großen weltweiten Erfolgs von "Pokemon Go" hatte sich der Kurs der Nintendo-Aktien in den vergangenen zwei Wochen zeitweise verdoppelt.
Experten uneinig
Die Pokemon-Figuren wurden in den 90er Jahren zwar von Nintendo erdacht, das Spiel "Pokemon Go" wurde allerdings von der US-Firma Niantic entwickelt. Die App ist inzwischen in 40 Ländern verfügbar - auch in Japan, dem Heimatland der Pokémon-Monster.
"Es war stets recht offensichtlich, dass die Einnahmen für Nintendo diesen Kursanstieg nicht rechtfertigen", betonte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. "Die Tatsache, dass das Unternehmen dies nun bestätigt hat, sollte niemanden schockieren."
Das Kursplus von gut 50 Prozent im Vergleich zum Niveau vor Markteinführung von "Pokemon Go" spiegele den erfolgreichen Einstieg von Nintendo in den stark wachsenden Markt für Handy-Spiele angemessen wider.
Wilsons Kollege David Gibson von der Bank Macquarie bezeichnete den aktuellen Kurssturz dagegen als überzogen. Er verwies auf die Download-Rekorde. Allein in Japan hätten binnen eines Tages zehn Millionen Nutzer das Spiel auf ihren Smartphones installiert.
"Wegen dieses Trends wird 'Pokemon Go' einen erheblichen Einfluss auf die Einnahmen des Unternehmens haben." Börsianer erwarten durch zahlungspflichtige Erweiterungen des Spiels einen Gewinnschub von umgerechnet 400 Millionen Euro für Nintendo.
Werbepartner McDonald mit betroffen
"Pokemon Go" wechselt zwischen der echten und der virtuellen Welt. Der Spieler muss dabei verschiedene Arten von Fantasiewesen einfangen, die bereits vor 20 Jahren mit einer Serie von Videospielen bekanntwurden.
Von Nintendos Kurseinbruch wurde am Montag auch dessen Werbepartner McDonalds Japan mitgerissen. Die Aktien der Schnellrestaurant-Kette fielen um knapp zwölf Prozent. Das ist der größte Tagesverlust seit etwa 15 Jahren. Vergangene Woche hatte das Unternehmen bekanntgegeben, dass "Pokemon Go"-Spieler in seinen 3000 Filialen um die kleinen Fantasiefiguren kämpfen können.
ul/sri/bea (rtr, dpa, afp)