Ermittlungen gegen Regisseur Dieter Wedel
22. Januar 2018Rücktritt, Herzinfarkt, Ermittlungen: Star-Regisseur Dieter Wedel wird mit aller Macht von Vorwürfen sexueller Übergriffe eingeholt. Eine Behördensprecherin in München erklärte, dass wegen des Anfangsverdacht einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat gegen Wedel ermittelt werde. Ausgangspunkt für die Ermittlungen sei ein Bericht im "Zeit-Magazin". Dort hatten am 3. Januar drei Ex-Schauspielerinnen Wedel beschuldigt, er habe sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt. Eine bezichtigt ihn dabei sogar der Vergewaltigung.
Wedel, der mit TV-Mehrteilern wie "Der König von St. Pauli" und "Der Schattenmann" zu den bekanntesten deutschen Regisseuren zählt, hat den Vorwürfen per eidesstattlicher Erklärung widersprochen. Die Sprecherin der Münchener Staatsanwaltschaft betonte, dass die Einleitung des Ermittlungsverfahrens noch kein Hinweis für eine Schuld Wedels sei. Dies gelte es nun herauszufinden.
Zuvor war bekannt geworden, dass Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten ist. Wedel schrieb in einer persönlichen Erklärung, er wolle die Festspiele "aus der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten". Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling bezeichnete dies als "schmerzlichen Schritt für die Festspiele und die Stadt". Beide verdankten Wedel "sehr viel". Wedel hatte die Hersfelder Festspiele im Herbst 2014 als Intendant übernommen.
"Gesundheitlich angeschlagen"
Nach Angaben seiner Sprecherin hat der 75-Jährige eine Herzattacke erlitten und liegt im Krankenhaus. "Nach den Ereignissen der letzten zwei Wochen ist er gesundheitlich angeschlagen", teilte die Sprecherin mit. Weitere Details zu seinem Gesundheitszustand oder der behandelnden Klinik machte sie nicht. Über die Herzattacke hatte zuvor die "Bild"-Zeitung berichtet.
In seiner Erklärung beklagte Wedel einen "medialen Pranger". Der Umfang und die Art und Weise der Beschuldigungen hätten ihn "zutiefst verstört und erschüttert". Die Anfeindungen hätten für seine Gesundheit und für seine Familie ein "erträgliches Maß weit überschritten".
"In diesem Klima der Vorverurteilung, der sogenannten Verdachtsberichterstattung, die auf keine erwiesenen Fakten gestützt sein muss, kann ich den Kampf um meine Reputation nicht gewinnen - weder mit juristischen Mitteln noch mit medialen Stellungnahmen", erklärte der Regisseur.
Die von den Schauspielerinnen geschilderten Übergriffe sollen vor mehr als zwei Jahrzehnten stattgefunden haben. Wenig später hatte die Schauspielerin Iris Berben in einem "Zeit"-Interview berichtet, Wedel habe sie Ende der 70er Jahre am Set der Fernsehserie "Halbzeit" gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe. Auch dagegen hatte sich Wedel zur Wehr gesetzt.
stu/bru (afp, dpa)