Ermittler: Skelett wahrscheinlich von Peggy
4. Juli 2016Der Fall der seit 15 Jahren verschwundenen Peggy aus dem fränkischen Lichtenberg ist offenbar aufgeklärt. Ein Pilzsammler entdeckte in einem Waldstück im benachbarten Thüringen Reste eines Skeletts. Der Fundort liegt nur etwa 15 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt. Die sterblichen Überreste stammen "höchstwahrscheinlich" von der vermissten Peggy aus Oberfranken. Dies hätten die ersten rechtsmedizinischen Untersuchungen und beschlagnahmte Gegenstände am Fundort ergeben, teilten das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth mit. Belastbare Hinweise zur Todesursache gebe es allerdings noch nicht.
Zuvor hatte der leitende Geraer Oberstaatsanwalt Thomas Villwock gesagt, dass es sich vermutlich um ein Kinderskelett handele. Die Rechtsmedizin in Jena sei beauftragt worden, den Zahnstatus des Skeletts zu untersuchen sowie eine radiologische Untersuchung und eine DNA-Untersuchung zu machen.
Der Pilzsammler hatte die sterblichen Überreste am Samstag in einem Waldstück zwischen Rodacherbrunn im thüringischen Saale-Orla-Kreis und dem bayerischen Nordhalben entdeckt. Nach der Bergung der Knochen suchten Hundertschaften der Polizei ein abgesperrtes Waldstück weiträumig nach weiteren möglichen Beweisstücken ab.
Rätsel über Rätsel
Der Fall Peggy gehört zu einem der rätselhaftesten Fälle verschwundener Kinder in Deutschland der vergangenen Jahre. Die damals Neunjährige war im Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden. In einem Indizienprozess wurde 2004 ein geistig behinderter Nachbar des Mädchens wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Nach anhaltenden Zweifeln an der Täterschaft des Mannes wurde der Prozess neu aufgerollt, 2014 endete das Verfahren mit einem Freispruch.
Nachdem schon unmittelbar nach dem Verschwinden von Peggy groß angelegte Suchaktionen stattgefunden hatten, wurden zwischenzeitlich immer wieder erhebliche Anstrengungen zum Finden ihrer Leiche unternommen. Unter anderem öffneten die Fahnder wegen des Verdachts, das Kind sei heimlich beerdigt worden, den Sarg einer verstorbenen 81-Jährigen.
Immer neue Mutmaßungen
Außerdem durchsuchten sie intensiv das Haus eines Verdächtigen aus Lichtenberg und hoben dabei metertief Boden auf seinem Grundstück aus. Dazu gab es noch eine Reihe weiterer Durchsuchungen und Vernehmungen und bisher erfolglose Ermittlungen gegen Unbekannt.
Der Lichtenberger Bürgermeister Holger Knüppel nannte den Fund im Bayerischen Rundfunk eine Überraschung. Seine Gemeinde hoffe auf Aufklärung. "Für Lichtenberg ist es sicherlich ein Schritt in die Richtung, dass wir Entlastung kriegen, wenn die Ermittlungen dann weiter gehen können und der Fall sich womöglich klärt." Für Lichtenberg wäre dies "sehr wichtig, weil natürlich diese Riesenlast eines nicht geklärten Mordes auf Lichtenberg lastet."
kle/jj/mak (afp, dpa)