Eritrea und Äthiopien treiben Annäherung voran
14. Juli 2018Eritreas Präsident Isaias Afwerki ist zu einem Besuch in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eingetroffen. Es ist die erste Reise eines eritreischen Staatschefs nach Äthiopien seit 22 Jahren. Afwerki erwidert damit den Besuch von Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed Anfang der Woche. Dort hatten sie eine Friedenserklärung unterzeichnet, in der sie eine umfassende Zusammenarbeit vereinbart hatten.
Afwerki wurde am Flughafen mit militärischen Ehren empfangen. Tausende Äthiopier säumten die Straße vom Flughafen ins Stadtzentrum, das mit Flaggen der beiden Staaten geschmückt war.
Abiys Stabschef Fitsum Arega schrieb auf Twitter: "Willkommen daheim, Präsident Isaias."
Der eritreische Informationsminister Yemane Gebre Meskel bezeichnete das Treffen als historisch und erklärte, der Besuch werde "den gemeinsamen Marsch zu Frieden und Zusammenarbeit vorantreiben". Die Annäherung künde von "vielversprechenden Veränderungen" in der Region, schrieb er zudem auf Twitter. Der Besuch von Afwerki soll drei Tage dauern. Er wird der Wiedereröffnung der eritreischen Botschaft beiwohnen und mit seiner Delegation einen Industriepark besuchen.
Die aktuellen Friedensbemühungen sind eine Kehrtwende in den Beziehungen der beiden Länder. Eritrea hatte sich Anfang der 90er-Jahre nach einem drei Jahrzehnte währenden Krieg von Äthiopien abgespalten und sich 1993 für unabhängig erklärt. Äthiopien verlor dadurch den direkten Zugang zum Roten Meer. Von 1998 bis 2000 führten die Staaten wegen eines Grenzkonfliktes erneut Krieg gegeneinander. Dabei wurden rund 80.000 Menschen getötet. Mit dem sogenannten Abkommen von Algier wurde der Konflikt 2000 zwar beendet, die Feindschaft blieb jedoch.
Hilfsorganisationen warnen vor humanitärer Krise in Äthiopien
In Äthiopien herrscht indes nicht überall Frieden: Im Süden des Landes kommt es seit April immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Bevölkerungsgruppen. Internationale Hilfsorganisationen warnen deswegen vor einer humanitären Krise. Allein im Juni seien mehr als 800.000 Menschen vor den Kämpfen geflohen. Bereits vor der neuen Gewaltwelle waren nach Angaben von UN-Organisationen etwa 1,8 Millionen Menschen im Land auf der Flucht.
cvo/jj (dpa, afp)