First Lady des Luxus
6. März 2016Nancy Reagan und ihr Mann Ronald Reagan - der 40. Präsident der USA - hatten den Ehrgeiz ihren Landsleuten und der Welt zu zeigen, dass eine neue Ära begann. Schluss mit demütigenden Geiselnahmen amerikanischer Diplomaten durch iranische Mullahs, ein Ende des Sich-Entschuldigens für US-Auslandseinsätze. Amerika war "wieder da". Nancy Reagan, die in den 40er und 50er Jahren als Schauspielerin arbeitete, nutzte ihre Beziehungen zu Hollywood, um dem Weißen Haus mehr "Glamour" zu verleihen. Eine Party mit den Stars aus Film und Fernsehen jagte die andere. Die Weltpresse lobte ihre Eleganz bei der Garderobe, die Kritiker monierten, dass sie sich von der Modeindustrie aushalten ließ. Heinrich Haller, Schweizer Koch im Weißen Haus, stöhnte: "Keine der fünf First Ladys, denen ich gedient habe, war bei den Empfängen so anspruchsvoll wie Nancy." Sie ließ gleich nach ihrem Einzug ins Weiße Haus alles umdekorieren. Die USA litten unter einer Rezession - und Nancy gab Millionen für neue Möbel und Tapeten aus.
Ronald Reagan verfolgte im Ausland eine "Politik der Stärke" - besonders gegenüber dem Warschauer Pakt. Er ließ die Notenpresse anspringen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen und um Amerikas Armee hochzurüsten. Dafür kritisierte ihn nicht nur die Washington Post oder die New York Times. Schlechte Schlagzeilen machten auch Nancy zu schaffen. Stets versuchte sie ihren Mann in der Öffentlichkeit als "menschlich" und "kompromissbereit" erscheinen zu lassen.
Und nahm Einfluss auf seine Personalentscheidungen, wenn sich die Gelegenheit dafür bot. Etwa nachdem Ronald Reagan nur knapp einen Attentatsversuch im März 1981 überlebte. Der damalige Außenminister Alexander Haig spielte sich nach dem Anschlag auf als derjenige, der jetzt die Kontrolle über die US-amerikanischen Atomraketen übernehmen müsse. Eine Illoyalität, die ihm Nancy Reagan nicht verzieh. Sie mochte ideologische Hardliner wie ihn ohnehin nicht. Deshalb drängte sie ihren Mann, George Schultz zum Außenminister zu machen. Was sich als Glücksfall erwies. Schultz war nicht nur loyal gegenüber der Reagan-Administration. Ihm sollte Mitte der 80er Jahre auch der damals neue Generalsekretär der KPdSU Michael Gorbatschow vertrauen. Umfangreiche Abrüstungsverhandlungen begannen. 1988 wurde schließlich ein umfangreiches Abrüstungsabkommen unterschrieben.
Eklat in Russland
Am Rande der politischen Gipfeltreffen in den 80er Jahren trafen sich Nancy Reagan und Raissa Gorbatschowa. Die Boulevardpresse überschlug sich mit Artikeln, welche der beiden First Ladys eleganter auftrat oder mehr von Kunst verstand. Bei einem Treffen hatte der Wettbewerb politische Folgen. 1988 lud Raissa Gorbatschowa Nancy Reagen in die berühmte Tretjakow-Galerie in Moskau ein. Die Gattin des Kremlchefs zeigte mit dem Finger auf die Ikonen eines Andrej Rubljow. Daraufhin belehrte Nancy, deren Patentante russischer Herkunft war, Raissa Gorbatschowa, dass man nicht mit dem Finger auf Ikonen zeige. Im alten Russland und in der Emigration würden Gläubige vor Ikonen beten, belehrte sie die Russin. In den Tagen danach diskutierte die Weltpresse über Religionsfreiheit in der Sowjetunion. Kein Wunder, dass beide Frauen nie Freundinnen wurden.
Nancy Reagan versuchte ihren Mann, der erst mit 69 Jahren Präsident wurde, zu beschützen. Sie achtete sehr darauf, dass er nicht zu viel reiste, zu viel arbeitete. Wann immer es ging verbrachten sie die Wochenenden in Camp David, wo sie zusammen lasen, Spazieren gingen oder Hollywood-Filme sahen.
Wie andere First Ladies engagierte sie sich bei gemeinnützigen Projekten. Sie versuchte Jugendliche aufzuklären, wie gefährlich Drogen- oder Alkoholmissbrauch sind. Sie überlebte Brustkrebs, sammelte Geld für entsprechende Hilfsprojekte.
Nachdem die Reagans das Weiße Haus verließen, schirmte sei ihren Mann von der Öffentlichkeit ab. Ronald Reagan litt unter Alzheimer. Er starb 2004.
Nachdem die Nachricht von Nancy Reagans Tod bekannt wurde, unterbrachen die großen Fernsehsender ihr aktuelles Programm und berichten stundenlang über das Leben der "Reagans". Barack Obama - aber auch seine Vorgänger - lobten ihre Leistung. Nancy Reagan habe die Rolle der "First Lady" in ihrer Zeit neu definiert.