Erinnern an die Berliner Luftbrücke
Amerikanische und britischen "Rosinenbomber" sorgten 1948/49 für das Überleben der Westberliner. Die Luftbrücke gilt noch heute als eine der spektakulärsten Hilfsaktionen aller Zeiten.
Luftweg in die eingeschlossene Stadt
Am 24. Juni 1948 sperrt die Sowjetunion alle Straßen, Schienen- und Wasserwege in die Westsektoren von Berlin. Die von Frankreich, den USA und Großbritannien verwalteten westlichen Besatzungszonen drohen auszuhungern. Die Antwort der Alliierten: eine Luftbrücke. Ab dem 26. Juni 1948 fliegen Soldaten täglich Kohle, Lebensmittel und Medikamente ein. Rettung für die eingeschlossenen Menschen.
Der Vater der Luftbrücke
US-Militärgouverneur Lucius D. Clay (li) gilt als Vater der Luftbrücke, hier mit Ernst Reuter (ab 1948 Bürgermeister von Berlin). Clay überzeugt seine Regierung, die Stadt nicht aufzugeben und so ihre Freiheit auf Dauer zu sichern. Auch Reuter appelliert an den Westen: "Ihr Völker der Welt, [...] Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft."
Flüge im Minutentakt
Alle 90 Sekunden landet in Westberlin damals ein Flugzeug, das sofort entladen werden muss. Weil die Flugzeuge dicht an dicht nach Berlin einfliegen, hat jeder Pilot nur einen einzigen Landeversuch. Wenn der nicht klappt, muss er mit seiner voll beladenen Maschine umkehren. Bis zu 300 Flugzeuge sind in dieser Zeit 1948/49 gleichzeitig im Einsatz.
Süßigkeiten für die Berliner Kinder
Der US-amerikanische Pilot Gail Halvorsen hat als Erster die Idee, an die Berliner Kinder Süßigkeiten zu verteilen. Zuerst hängt er Schokolade und Kaugummis an selbst gebastelte kleine Fallschirme aus Taschentüchern. Als sich die Idee herumspricht, machen es immer mehr Piloten nach. Die US-Amerikaner spenden tonnenweise Bonbons und Schokolade für Berlin - und werfen sie aus der Luft ab.
Begeisterung für Rosinenbomber
Entsprechend groß ist die Begeisterung der Berliner Kinder für die wagemutigen Luftbrücken-Piloten. Sie winken den tieffliegenden Versorgungsflugzeugen zu - hier auf einem Hügel aus Kriegstrümmern. Wegen der Süßigkeiten-Abwürfe bekommen die Flugzeuge von den Berlinern den Spitznamen "Rosinenbomber". Die materielle Unterstützung so kurz nach dem Krieg stärkt die Sympathie für die Amerikaner.
Elektrischer Strom ist Mangelware
Trotz der vielen Süßigkeiten und pausenloser Anlieferung von Kohle, Benzin, Getreide, Milchpulver und Trockenkartoffeln nach Westberlin bleibt die Lage für die rund 2,2 Millionen Bewohner schwierig. Auch, weil die Sowjets die Energiezufuhr der Stadt einschränken. In den Westsektoren der Stadt gibt es nur wenige Stunden am Tag Strom. Manche Familien nutzen Propangas zum Kochen oder die Lampen.
Zu wenig Feuerholz
Etwa 1,5 Millionen Tonnen Kohle zur Stromproduktion und zum Heizen fliegen die Amerikaner und Briten nach Westberlin. Das reicht aber gerade im Winter nicht aus. In ihrer Not fällen die Berliner Bäume an den Straßen und in Parks. Und auch mit Holz gepflasterte Straßen - wie hier im Stadtteil Kreuzberg - werden aufgerissen, um an Brennmaterial zu kommen.
Todesopfer durch Unfälle
Großbritannien schickt auch Flugboote nach Westberlin. Sie landen auf dem Fluss Havel und dem Wannsee. Insgesamt beteiligen sich etwa 57.000 Menschen an der Luftbrücke, darunter Piloten aus Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika. Mithilfe neuer Radarsysteme fliegen sie auch nachts und bei schlechtem Wetter. Bei Unfällen sterben 78 Menschen - 39 Briten, 31 Amerikaner und acht Deutsche.
Sondersteuer für die Luftbrücke
In den elf Monaten der Blockade transportieren die Alliierten mehr als zwei Millionen Tonnen Versorgungsgüter nach Westberlin. Die Bevölkerung mit frischen Waren zu versorgen, kostet die USA und Großbritannien 200 Millionen Dollar. Die Briten rationieren dafür im eigenen Land das Getreide. Die Menschen in Westdeutschland müssen auch eine Sondersteuer zahlen: das "Notopfer Berlin".
Denkmäler für die Luftbrücke
Am 12. Mai 1949 beendet die Sowjetunion die Berlin-Blockade. Die Luftbrücke wird bis September fortgesetzt. Seit 1951 erinnert ein Denkmal in Berlin Tempelhof (Bild) an die Hilfsaktion und alle, die dabei ums Leben kamen. Jede Strebe steht für einen der drei Luftkorridore, die die Westsektoren mit Westdeutschland verbanden - dazu gibt es auch drei Denkmäler: in Berlin, Frankfurt und Celle.
Erinnern in Frankfurt
Das Denkmal in Frankfurt ist eine Kopie des Berliner Denkmals und wurde 1985 aufgestellt. Daneben stehen Flugzeuge von den Typen, die bei der Versorgung Westberlins im Einsatz waren. Im Sockel des Denkmals sind die Namen der ums Leben gekommenen Piloten eingraviert. Nun ist das Denkmal renoviert und neu enthüllt worden.