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Erfolgreiche Bilanz der deutschsprachigen Budapester Andrássy-Universität nach dem ersten Studienjahr

11. Juni 2003
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Budapest, 10.6.2003, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch, Vera Hambel

Das erste Studienjahr an der Andrássy-Universität Budapest geht zu Ende. Die deutschsprachige Privatuniversität soll ihre Studenten nach eigenen Angaben "fit für Europa" machen. Während die Qualität der Lehre auf große Zustimmung stößt, haust die Uni immer noch in ihrem Provisorium in der Magyar utca. Das Festetics-Palais, in das Professoren, Studenten und Verwaltung bereits im vergangenen Herbst einziehen sollten, ist immer noch nicht fertig renoviert.

Nach einer rekordverdächtigen Vorlaufzeit von nur anderthalb Jahren wurde das ehrgeizige Vorzeigeprojekt Andrássy-Universität im September 2002 gestartet. In der letzten Maiwoche fanden die abschließenden Vorlesungen statt, die Studenten stöhnten unter der Hitze und den bevorstehenden Prüfungen - jetzt laufen die Prüfungen.

75 Studenten können pro Jahr aufgenommen werden, im September 2002 begann die Universität allerdings lediglich mit 65 Studenten. Neun von ihnen brachen das Studium inzwischen ab, die meisten davon "aus sprachlichen oder terminlichen Gründen", so Kanzler Bálint Szekér. Einige hätten auch einfach nicht damit gerechnet, dass das Studium so intensiv ist; die Mitarbeit während des Semesters geht zu etwa 40 Prozent in die Endnote ein. Im ungarischen Studiensystem liegt dagegen der Arbeitsschwerpunkt auf der Prüfungszeit.

Obwohl angestrebt war, zu je etwa einem Drittel Studenten aus Ungarn, den deutschsprachigen Ländern und Ostmitteleuropa aufzunehmen, studieren momentan zu 90 Prozent Studenten ungarischer Herkunft und Muttersprache an der Universität. (...)

Das Übergewicht der ungarischen Studenten könnte sich im nächsten Semester ändern, da der Andrássy-Universität jetzt bereits mehr als 30 Bewerbungen aus dem deutschsprachigen Raum vorliegen. Insgesamt haben sich bis jetzt für das zweite Studienjahr mehr als 120 Studenten angemeldet. Immer noch gering ist die Zahl der Bewerber aus anderen Staaten Mittel- und Osteuropas. Die Greve-Stiftung und die Nationalstiftung haben deshalb einen Fonds für diese Studenten eingerichtet.

Aufgrund der großen Anzahl von Bewerbern - am Ende trafen täglich etwa 10 bis 15 Anfragen von Interessierten ein, die Webseite verzeichnete an manchen Tagen bis zu 500 Aufrufe - gibt es nun eine schriftliche und eine mündliche Aufnahmeprüfung. Letzten Freitag fand die erste Runde der Aufnahmeprüfungen statt, die mündlichen Auswahlgespräche sind für Ende Juni angesetzt. Die Frage, ob die Andrássy-Uni expandieren wolle, verneint Pressereferentin Erika Józsa: "Wir wollen klein bleiben, sonst können wir ein Studium auf diesem hohen Niveau gar nicht anbieten."

Die Professoren sind zum größten Teil Ungarn, doch die Andrássy-Universität kooperiert auch mit bayerischen und baden-württembergischen Universitäten. Mit Heidelberg kooperiert man im Fachbereich Rechtswissenschaften, Passau hat einen Wirtschaftsdozenten entsandt, und auch zur Uni Bayreuth bestehen Kontakte.

Am Institut für Internationale Beziehungen hat die Bundesregierung eine Stiftungsprofessur für Sicherheitspolitik und Public Diplomacy eingerichtet, dort lehrt seit Februar 2003 der Diplomat Reinhard Bettzuege, der zuletzt als ständiger Vertreter Deutschlands bei der OSZE in Wien tätig war. Sein didaktisches Konzept: Sicherheitspolitik aus europäischer Sicht in der Praxis, immer ganz dicht am politischen Tagesgeschehen. (...)

Die junge Universität bezeichnet Bettzuege als "schon überraschend gefestigt". Inhalte und Lehre seien qualitativ hochwertig. "Es ist eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Dozenten, und die Kollegialität und Atmosphäre hier kann man nicht toppen." Er lobt die Begeisterungsfähigkeit und Motivation der Studenten und freut sich darüber, dass sie politisch denken und sich ihre Zukunft gar nicht anders als europäisch vorstellen können. "Ich wünsche mir sehr, dass die ungarische Regierung diese Universität zu ihrem Lieblingskind macht. Die Andrássy-Universität könnte auch zum Modell für andere Beitrittskandidaten werden." (...) (fp)