Robert Redford filmt und filmt und filmt...
30. November 2018Es gibt viele Schauspieler, die sich irgendwann gedacht haben, das was der Regisseur kann, das kann ich auch. Und dann haben sie sich selbst auf den Regiestuhl gesetzt und inszeniert. Oft kam dabei durchaus Ansehnliches heraus, sehr oft verblasste die Regiekarriere aber hinter der des Schauspielers.
Auch Robert Redford wird einmal als einer der charismatischsten und erfolgreichsten Hollywood-Stars in die Annalen des Kinos eingehen - und nicht als Regisseur. Doch seine neun eigenen Regie-Arbeiten waren mehr als nur die Nebenbeschäftigung eines nicht ausgefüllten Schauspielers. Und als Darsteller hört er nun doch wohl nicht auf. Die Ankündigung, sich aufs Altenteil zurückziehen zu wollen, dementiert Redford schon wieder.
Multitalent Robert Redford
Einige seiner Filme in eigener Regie, sein Debüt "Eine ganz normale Familie" (1980) - für das er 1981 den Oscar erhält - dann "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" (1992), "Quiz Show" (1994) und "Der Pferdeflüsterer" (1998), sind emotional packende Melodramen, handwerklich jeweils auf der Höhe der Zeit, großartig gespielt und auch inszeniert.
Erst bei Redfords letzten Regiearbeiten ("Von Löwen und Lämmern", 2007 und "The Company you Keep - Die Akte Grant", 2012) haben sich politische Aussagen und sein gesellschaftliches Engagement ein wenig zu sehr in den Vordergrund geschoben. Die gute und wichtige Botschaft stand ein wenig der Dramaturgie und einer geschmeidigen Regie im Weg.
Kritisches Engagement: der Regisseur Robert Redford
Dass Robert Redford überhaupt Regisseur geworden ist, hat vermutlich zwei Gründe. Zum einen war der 1936 in Santa Monica, Kalifornien geborene Redford schon früh ein eigenständiger, selbstbewusster und unabhängiger Künstler und Mensch. Sein internationaler Star-Ruhm hat ihn nie dazu getrieben, in Hollywood von einer Party zu nächsten zu eilen.
Redford hat sich früh darauf konzentriert, sein eigenes Ding zu machen - als Schauspieler, indem er sich ganz bewusst nur die Rollen auswählte, die ihm etwas sagten, oder auch in der Wahl seiner Regisseure. Mit seinem Lieblings-Regisseur Sydney Pollack arbeitet er allein sechsmal zusammen. Seine eigene Sache konnte Redford natürlich am besten durchziehen, indem er selbst das Zepter am Set schwang und Regie führte. Dafür musste er sich noch nicht einmal selbst inszenieren - in einigen seiner Regiearbeiten spielte er gar nicht mit.
Unterstützung für US-Demokraten
Dass Robert Redford zu einem erfolgreichen Schauspieler-Regisseur wurde, lag wohl auch am politischen und gesellschaftlichen Engagement des US-Amerikaners, der aus seiner Sympathie für das liberale Amerika nie einen Hehl machte. Filme, die das System in Hollywood und den USA kritisieren, sind dort natürlich nicht ganz leicht zu finanzieren - zumal wenn auch Stars zum Einsatz kommen sollen. So musste Redford sich eben selbst auf den Regiestuhl setzen, um sein Anliegen auf der Leinwand rüberzubringen.
Seine innerliche Distanz zum oberflächlichen Hollywood-Glamour, zum Starrummel und dem gigantischen Blockbuster-Kino wurde Anfang der 1980er-Jahre noch einmal sehr deutlich, als Redford begann, sich für ein kleines Filmfestival im Bundessaat Utah zu engagieren. Mit seiner Hilfe entwickelte sich das Festival zur bedeutenden Plattform für das unabhängige Kino. Ab 1991 nannte es sich "Sundance Film Festival" und wurde weltbekannt.
Robert Redford sieht für sein Alter - er ist inzwischen 82 Jahre - immer noch verdammt gut aus. Er ist nach einem Rückzugs-Dementi vor kurzem wohl auch in Zukunft aktiv als Schauspieler - und ein Sympathieträger allererster Güte. Auf der Leinwand, aber eben auch als Mensch.
Mehr zum neuen Robert-Redford-Film "The Old Man & the Gun" in der neuen Ausgabe von KINO. Darin auch der neue Film von und mit Clint Eastwood "The Mule" - und das Porträt eines jungen deutschen Schauspielers: Florian David Fitz.