Empörung über Chamenei-Tweet
21. Mai 2020Der oberste geistliche Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, hat mit einem Tweet, in dem er ein Bild zur "Endlösung" in Jerusalem verbreitet hat, scharfe Kritik auf sich gezogen. Die Zeichnung unter dem Motto "Palästina wird frei sein" zeigt den Jerusalemer Tempelberg. Darüber steht zudem: "Die Endlösung: Widerstand bis zu einem Referendum". Die "Eliminierung des zionistischen Regimes" bedeute nicht die der Juden, schrieb er. Es bedeute vielmehr, ein "aufgedrängtes Regime" wie das Benjamin Netanjahus abzuschaffen. Anlass ist der Al-Kuds-Tag am Freitag, an dem die Muslime an die Besetzung Ostjerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967 erinnern. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verurteilte die Veröffentlichung scharf. "Chameneis Drohungen, die 'Endlösung' gegen Israel umzusetzen, erinnern an die 'Endlösung' der Nazis zur Vernichtung des jüdischen Volkes", schrieb Netanjahu auf Twitter.
Auch US-Außenminister Mike Pompeo verurteilte "Chameneis widerliche und hasserfüllte antisemitische Bemerkungen". Pompeo twitterte, der Iran sei weltweit führend in der Unterstützung von Terrorismus und Antisemitismus. Chamenei leugne den Holocaust, schicke "Geld und Waffen an anti-israelische Terroristen und hat sich nun auf den Nazi-Aufruf zur Endlösung berufen".
Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell reagierte empört und verurteilte Chameneis Äußerungen aufs Schärfste. "Das ist eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit", schrieb er ebenfalls auf Twitter. Die Sicherheit Israels sei für die EU von herausragender Bedeutung.
Bei der Wannsee-Konferenz in Berlin hatten 1942 fünfzehn ranghohe Vertreter der deutschen Nationalsozialisten darüber beraten, wie die von ihnen zynisch "Endlösung" genannte millionenfache Ermordung der europäischen Juden möglichst effektiv umgesetzt werden kann.
hf/qu (afp, dpa)