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Embryonale Stammzellen aus Haut

23. August 2005

Bisher müssen zur Gewinnung von Stammzellen immer Embryonen sterben. US-Forscher haben einen Weg gefunden, der das überflüssig machen könnte: Sie erzeugen Stammzellen aus menschlicher Haut.

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Das umstrittene Klonen könnte unnötig werden

Den beiden Wissenschaftlern Douglas Melton und Kevin Eggan von der Harvard Medical School ist es gelungen, Stammzellen aus voll entwickelten Hautzellen zu erzeugen. Sie hatten die Hautzellen mit einer Stammzelle verschmelzen lassen.

Die daraus resultierenden Zellen besaßen die gleichen Eigenschaften wie embryonale Stammzellen - allerdings auch das Erbgut beider Ausgangszellen. Daher lasse sich mit dem Verfahren bislang noch kein Patient behandeln, schreiben die Forscher im Fachjournal "Science". Dennoch sind sie nach eigener Einschätzung auf einem guten Weg, bald therapeutisch passgenaue Zellen erzeugen zu können, ohne zu klonen.

Noch müssen Embryonen getötet werden

Menschliche Stammzellen
Das therapeutische Klonen ist umstrittenBild: dpa

Bisher können maßgeschneiderte embryonale Stammzellen, mit denen Mediziner schwere Krankheiten heilen wollen, nur durch das therapeutische Klonen mit Hilfe von Eizellen gewonnen werden. Dabei wird das Erbgut eines Patienten in eine entkernte Eizelle eingesetzt. Das Ergebnis ist ein Embryo mit dem Patientenerbgut. Der Embryo wird allerdings bei der Entnahme der gewünschten Stammzellen zerstört.

Diese Methode ist ethisch umstritten und wird weltweit von den meisten konservativen und christlichen Parteien abgelehnt. In Deutschland ist es verboten, einem Embryo Stammzellen zu entnehmen und damit seine natürliche Entwicklung zu stoppen. Für die Forschung dürfen nur embryonale Stammzellen eingesetzt werden, die vor 2002 und nicht etwa zu Forschungszwecken entstanden sind.

Neue Methode nicht vor 2015

Eggan sieht in dem neuen Verfahren bisher aber vor allem einen Wegweiser. "Es ist noch kein Ersatz für das therapeutische Klonen, sondern öffnet nur eine weitere Tür", meint der Forscher. Selbst wenn sich alle technischen Hürden überwinden ließen, könne seine Methode frühestens 2015 zum Einsatz kommen. Dennoch glaubt er an das Potenzial der fusionierten Zellen. "Wir haben gesehen, dass sie veranlasst werden können, zu Nervenzellen, Muskelzellen und Darmzellen zu reifen", sagt der Forscher. Wenn es nun gelänge, die Gene der ursprünglichen embryonalen Stammzelle zu entfernen, ließen sich die umprogrammierten Hautzellen einsetzen.

Körperzellen neu programmieren

"Im Prinzip haben wir die Uhr erwachsener Zellen zurückgestellt und sie in den Zustand embryonaler Stammzellen versetzt", erläuterte Eggan Journalisten am Montagabend (22.8.2005). Die Methode der beiden US-Wissenschaftler könnte es möglich machen, die für verschiedene Therapien nötigen Zellen ohne Klontechnik zu entwickeln - also ohne menschliche Embryonen. Die Forscher hoffen, dass man die Embryonen allenfalls übergangsweise brauchen wird, um die Entstehung von Stammzellen zu begreifen.

Stammzellen sind Musterzellen im menschlichen Körper, die sich in neue Zellen oder neues Gewebe umwandeln können. Embryonale Stammzellen gelten als besonders leistungsfähig, da sie sich zu jeder im Körper vorkommenden Zell- oder Gewebeform entwickeln können. Daran knüpft sich die Hoffnung, durch Krankheiten zerstörte Zellen zu ersetzen, zum Beispiel bei der Therapie von Krebs oder Alzheimer. Zurzeit setzen die Wissenschaftler Stammzellen ein, die bei der Fruchtbarkeitsbehandlung übrig bleiben oder durch Klontechnik erzeugt werden. (jcw)