Elbe-Flutwelle bedroht Sachsen-Anhalt
8. Juni 2013Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt hatte der Katastrophenstab vorsorglich zehntausend Anwohner aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Zu groß war die Sorge, dass sich eine mehrere Meter hohe Flutwelle über den Osten der Stadt Bitterfeld ergießen könnte.
Doch nun zeigen die bisher ergriffenen Maßnahmen langsam Erfolg. Es herrscht erstmals wieder "vorsichtiger Optimismus", wie die Expertenkommission nach einer Sitzung am späten Freitagabend mitteilte. Gleichwohl sei die Lage immer noch ernst. "Im Ergebnis der Maßnahmen kann der Pegelstand der Goitzsche als stagnierend bezeichnet werden. Das im Goitzsche-Umfeld stehende Wasser geht bereits sichtbar zurück", erklärte die Kommission im Internet. Die Anwohner können vorerst aber noch nicht in ihre Häuser zurückkehren.
Verschärft wurde die Lage durch Bau- und Sicherungsarbeiten an einem Kanal, um einen bereits seit Tagen bestehenden Dammbruch zu schließen. Dadurch bestand die Gefahr eines Wassereinbruchs in den Goitzschesee, in dessen Folge Teile Bitterfelds überschwemmt werden könnten.
Magdeburg wartet auf die Scheitelwelle
Von einer Entwarnung noch weit entfernt sind dagegen die Bewohner Magdeburgs (Artikelbild). Der Pegelstand der Elbe überschritt am Freitagabend in der Landeshauptstadt die 7,20-Meter-Marke und stieg weiter. Nie zuvor hat die Elbe hier so viel Wasser geführt, selbst bei der Jahrhundertflut 2002 waren es nur 6,72 Meter. Normalerweise ist der Fluss an dieser Stelle gerade einmal zwei Meter tief. Nach neuesten Prognosen wird in Magdeburg im Bereich Strombrücke mit Pegelständen um 7,40 Meter gerechnet.
Kleinstadt evakuiert
Kritisch ist die Lage auch in Teilen Brandenburgs. Die 4000-Einwohner-Stadt Mühlberg (Elbe-Elster) wird mit Nachdruck evakuiert. "Die Stadt ist nicht mehr sicher", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Am Freitag lag der Wasserstand der Elbe mit 9,88 Metern zehn Zentimeter unter dem der Jahrhundertflut 2002. Ausgelegt sind die Deiche dort auf zehn Meter Wasserhöhe. Der Druck auf die Dämme - die an einigen Stellen alt und unsaniert sind - ist jedoch enorm, es gibt mehrere Sickerstellen. Taucher versuchten, einen unterspülten Deich zu sichern.
Aus den überfluteten Regionen Bayerns zieht sich das Hochwasser - auch dort wo es stellenweise noch dramatisch aussieht - langsam zurück. Derzeit werden fallende Pegelstände gemeldet. Allerdings prognostizieren Meteorologen für dieses Wochenende neue Schauer und Gewitter. Dann könnten die Wasserstände wieder leicht steigen.
se/qu (dpa, afp)