El Kaida bekennt sich zu vereiteltem Anschlag
29. Dezember 2009Glaubt man den auf islamistische Websites spezialisierten Beobachtern der amerikanischen Firma IntelCenter, ist es nun offiziell: Hinter dem gescheiterten Anschlag auf eine US-Maschine steckte das Terrornetzwerk El Kaida. Dies berichteten die Islamismus-Experten am Montag (28.12.2009). Indem er mit Sprengstoff alle Sicherheitsschranken passiert habe, habe der Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab "den großen Mythos des US-Geheimdienstes" zerschlagen, heißt es laut SITE in dem im Internet veröffentlichten Bekennerschreiben von El Kaida auf der arabischen Halbinsel. Laut IntelCenter wurde mit dem Schreiben auch ein Foto des Attentäters veröffentlicht.
Der 23-jährige Nigerianer hatte am Freitag im Landeanflug auf Detroit versucht, den Airbus mit 290 Menschen an Bord in die Luft zu sprengen. Nach seiner Festnahme hatte Abdulmutallab gesagt, er sei in einem Trainingslager der El Kaida im Jemen ausgebildet worden. Dort habe er auch den Sprengstoff erhalten sowie genaue Anweisungen, wie und wann er ihn einsetzen sollte.
Anti-Terror-Behörde ließ Verdächtigen unbehelligt
Abdulmutallab konnte nach Angaben der US-Regierung trotz der Warnungen seines Vaters das Einreisevisum in die USA nicht entzogen werden. Dazu seien die Informationen, die das US-Außenministerium und das US-Zentrum für Terrorbekämpfung (NCTC) aus Nigeria erhalten hatten, "unzureichend" gewesen, sagte Außenamtssprecher Ian Kelly. Die Behörden erhielten tausende negative Informationen über angebliche Verdächtige, und die seien nicht immer zutreffend.
Demnach informierte der Vater des 23-jährigen Umar Faruk Abdulmutallab am 19. November die US-Botschaft in Abuja über die extremen religiösen Ansichten seines Sohnes. Einen Tag später habe die Botschaft dies an das Ministerium und das NCTC weitergegeben. Laut Kelly lag die Entscheidung über einen Entzug des Visums beim NCTC, das für Terrorverdächtige zuständig sei. Abdulmutallab habe 2008 ein zwei Jahre gültiges Visum erhalten. Er habe Geld vorweisen können, eine angesehene Schule besucht und die USA bereits zuvor besucht.
Attentäter aus Klinik entlassen
Unterdessen ist der mutmaßliche Flugzeugattentäter von Detroit in ein US-Bundesgefängnis verlegt worden. Abdulmuttalab ist bereits von der US-Justiz angeklagt worden. Dem Nigerianer drohen bis zu 40 Jahre Haft.
Nach der Behandlung seiner Brandverletzungen in einem Krankenhaus nahe Detroit sei Abdulmuttalab in das rund 15 Kilometer südlich gelegene Gefängnis von Milan gebracht worden, sagte seine Anwältin Miriam Siefer am Sonntag im US-Fernsehen. Für Montag sei vor einem Bezirksgericht in Detroit eine Anhörung angesetzt worden, da die US-Behörden eine DNA-Probe des 23-jährigen Nigerianers verlangten.
Abdulmutallab hatte am Freitag versucht, einen Airbus beim Landeanflug auf Detroit in die Luft zu sprengen. Dazu verwendete er den Justizbehörden zufolge den besonders explosiven Sprengstoff Nitropenta (PETN), den er an seinem Körper in die Maschine geschmuggelt hatte. Weil ein Zünder nicht richtig funktionierte, kam es in der Maschine mit 300 Menschen an Bord nicht zur Explosion, sondern nur zu einem kleineren Feuer. Dabei setzte Abdulmutallab seine Kleidung in Brand und zog sich schwere Verbrennungen zu. Er konnte von aufmerksam gewordenen Passagieren überwältigt werden.
Sicherheitsmaßnahmen werden überprüft
Als Konsequenz aus dem vereitelten Attentat wurden die Sicherheitskontrollen bei Flügen in die USA und innerhalb des Landes verschärft. Alle Passagiere mit dem Ziel Vereinigte Staaten würden nunmehr am Gate abgetastet, berichtete die "New York Times" am Sonntag unter Berufung auf das US-Heimatschutzministerium. Zudem werde das Handgepäck häufiger als bisher überprüft.
US-Präsident Barack Obama ordnete zudem eine Überprüfung an, wie Listen und Datenbanken mit Terrorverdächtigen zusammengestellt und für Sicherheitskontrollen verwendet werden. Der Name Umar Faruk Abdulmutallab hatte sich zwar auf einer allgemeinen Beobachtungsliste befunden. Dadurch werde aber niemand automatisch näher überprüft, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs im US-Fernsehen. Obama wolle wissen, "wie eine Person mit chemischem Sprengstoff in Amsterdam an Bord eines Flugzeuges kommen und in die USA fliegen kann", so Gibbs.
Autorin: Naima El Moussaoui/Joscha Weber (dpa, ap, afp)
Redaktion: Ursula Kissel/Oliver Samson