Schneider zieht Bilanz
5. November 2014Nach vier Jahren an der Spitze des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zieht der scheidende Vorsitzende Nikolaus Schneider eine selbstkritische Bilanz. Als Höhepunkte seiner Amtszeit bezeichnet er die Treffen mit Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 in Erfurt und mit Papst Franziskus, wenige Wochen nach dessen Wahl 2013 in Rom.
Bei beiden Begegnungen sei deutlich geworden," dass unsere Kirchen sich gemeinsam in der Nachfolge Christi verstehen, sich in ihrer Verschiedenheit respektieren und auch herausfordern", so Schneider gegenüber epd. Als "sehr bewegend" bezeichnet Schneider die Treffen mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomäus in Istanbul und im Berliner Dom.
Mit Blick auf die Ökumene unterstreicht Schneider, dass die evangelischen Kirchen mit dem Reformationsjubiläum 2017 "gemeinsam Christus feiern" wollen – und "nicht die Überlegenheit des Protestantismus anderen Konfessionen gegenüber". Er ist davon überzeugt, dass sich erst 2017 im Vollzug herausstellen werde, "ob unsere katholischen Geschwister bereit sind, mit uns zu feiern".
Kritik unterschätzt
Nicht erwartet hat der scheidende EKD-Ratsvorsitzende den massiven Protest am EKD-Papier zur Familienpolitik. Das hatte im Juni 2013 zu erheblichen kircheninternen Diskussionen geführt, die sich über Monate hinzogen. Kritiker bemängelten vor allem, dass das Leitbild der Ehe nicht hinreichend gewürdigt werde. Der kurze theologische Teil, so Schneider, habe eine Ethik entfaltet, "die nicht viel zu den Institutionen wie der Ehe sagte. Aus diesem Grunde hat der Rat der EKD die Kammer für Theologie gebeten, dies noch einmal theologisch nachzuarbeiten." Schneider bedauert, dass diese Überarbeitung des Papiers nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen werden und von ihm mit beraten werden kann.
Sterbehilfe-Debatte
Nach der Krebsdiagnose bei Schneiders Ehefrau Anne im Juni führten gemeinsame Interviews beim Thema Sterbehilfe zu öffentlicher Aufmerksamkeit. Dabei vertrat Schneider einerseits die kirchliche Position zur Ablehnung der Sterbehilfe. Andererseits würde er seine Frau zur Sterbehilfe in die Schweiz begleiten, wenn sie dies wünsche. Die darauf folgende gegenwärtige Debatte, nimmt der EKD-Ratsvorsitzende "mit großem Respekt zur Kenntnis, weil sie sehr ernsthaft geführt wird". Es zeige sich, dass im politischen Diskurs neben der Selbstbestimmung die Bewahrung und der Schutz des Lebens an wichtiger Stelle stünden. Es gehe darum, wie die Sterbephase möglichst gut für die Sterbenden gestaltet werden kann.
kk/sd (epd)