Eiseskälte in der Ostukraine: Humanitäre Krise droht
Trotz geltender Waffenruhe liefern sich Regierungssoldaten und von Moskau unterstützte Separatisten weiter schwere Kämpfe in der Ostukraine. Bei Temperaturen von bis zu -20 Grad Celsius leiden vor allem die Zivilisten.
Erste Hilfe für Gebliebene
Die Stadt Awdijiwka liegt unmittelbar auf der Frontlinie der jüngsten Kämpfe. Diese haben die rund 20.000 Einwohner in eine Notlage gebracht: Bei eisigen Temperaturen seien weite Teile der Stadt ohne Strom, Heizung und Wasser, erklärte die Hilfsorganisation Caritas international. Helfer verteilten das Nötigste: Lebensmittel, Schlafsäcke und Heizmaterial.
Zerstörtes Heim
Besonders schwierig sei die Situation von 2000 Kindern und 10.000 Alten und Behinderten, klagen Hilfsorganisationen. UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien sprach von "weit verbreiteter Angst, Panik und einem wirklichen Überlebenskampf der Zivilisten".
Bloß weg
Da zahlreiche Wohnhäuser zerstört sind, versuchen viele Menschen, die Stadt zu verlassen. Auch diese Frau und ihr Kind wurden aus ihrem Zuhause evakuiert. In der Industriestadt Awdijiwka lebten vor Beginn der Konflikte rund 35.000 Menschen. Mittlerweile sind es noch rund 20.000.
Kindheit im Krieg
Auch diese Kinder wurden evakuiert. Der Grund: Ihr Zuhause am Rande von Donezk stand immer wieder unter Beschuss. Jetzt leben sie erst einmal in einem Hostel. Zur Schule können sie schon lange nicht mehr, die ist geschlossen. Der Ukraine-Konflikt hält seit April 2014 an.
Provisorisches Zuhause
In den angrenzenden Städten von Awdijiwka könnten bis zu 9000 Menschen aufgenommen werden, sagte der Donezker Gouverneur Pawel Schebrowski. Hilfsorganisationen haben zudem Zelte bereitgestellt, in denen die Bewohner sich wärmen können.
Unbeteiligte Opfer
Dieser Mann aus Awdijiwkas wird von einer Militärärztin versorgt. Allein in Awdijiwka starben bei den letzten Kämpfen zwei Zivilisten durch Artilleriebeschuss. Das teilte das ukrainische Militär mit. Drei Zivilisten wurden verletzt, darunter auch ein ausländischer Fotokorrespondent.
Kein Ende in Sicht
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko warf russischen Soldaten vor, Awdijiwka angegriffen zu haben. Putin wiederum beschuldigte die Regierung in Kiew, die Kämpfe provoziert zu haben. Die Ukraine sei nicht bereit, die Bestimmungen des Minsker Friedensabkommens von 2015 umzusetzen, sagte er.
Telefonat als Auslöser
Die jüngsten Kämpfe waren die verlustreichsten seit Monaten. Sie brachen unmittelbar nach einem ersten Telefonat zwischen Trump und Putin am vergangenen Wochenende aus. Die Regierung in Kiew befürchtet, dass eine Annäherung der beiden Mächte auf Kosten der Ukraine gehen könnte.
Millionen auf der Flucht
Laut Caritas international sind seit Beginn der Kämpfe im April 2014 bereits 2,7 Millionen Ukrainer geflohen. Rund 10.000 Menschen wurden getötet. Das im Februar 2015 in Minsk geschlossene Friedensabkommen ist bis heute nicht vollständig umgesetzt.