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Eisenhüttenstadt: Star in Hütte

Mabel Gundlach27. April 2012

Eisenhüttenstadt ist die Außenstation der diesjährigen Berlin Biennale. Die einstige sozialistische Modellstadt erwacht gerade aus einem Dornröschenschlaf. Auch, weil Schauspieler Tom Hanks da war.

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Foto "Schule" (zeigt die Grundschule Erich Weinert im 2. Wohnkomplex (Foto: dw)
Großartig, meint Tom HanksBild: DW

Da stand er wirklich, Tom Hanks. "Ich konnte nix sagen vor Schreck", erinnert sich Kathrin Henck, als Hanks vor ein paar Monaten mit zwei Bekannten im Tourismusbüro auftauchte. Kurz zuvor hatte ein Bekannter des Hollywood-Stars bei der Geschäftsführerin des örtlichen Tourismusvereins eine Stadtführung gebucht. Der Schauspieler, zu Dreharbeiten in Deutschland, machte einen privaten Abstecher in die "erste sozialistische Stadt", wie Eisenhüttenstadt in der DDR genannt wurde.

Hanks – mit Mütze und Brille – ließ sich zwei Stunden durch die architektonisch interessanten Wohnkomplexe der Innenstadt führen. "Großartig" sei es gewesen, sagte Tom Hanks zu den lokalen Medien. Und nach seiner Rückkehr in die USA plauderte Hanks sogar bei Talk-König David Letterman über seine Eindrücke von "Iron Hut City" – vor acht Millionen Zuschauern. "Welche Werbung er für unsere Stadt gemacht hat, ist unglaublich", sagt Kathrin Henck noch heute euphorisch. Eisenhüttenstadt rückte in den Fokus der Medien – positiv wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr.

Das alte Stalinstadt schrumpft Denn lange gab es nicht viel Gutes aus der sozialistischen Modellstadt anderthalb Autostunden südöstlich von Berlin zu berichten. 1950 wurde hier zu DDR-Zeiten der Grundstein für das Eisenhüttenkombinat Ost gelegt. Parallel entstand eine Wohnstadt für die Arbeiter. Die hieß zunächst Stalinstadt, wurde aber im Zuge der Entstalinisierung in Eisenhüttenstadt umbenannt. Bei den Einheimischen heißt sie meist einfach Hütte. Nach der Wende gingen viele, weil sie ihre Arbeit im Stahlwerk verloren. Vor dem Fall der Mauer 1989 lebten 53.000 Menschen in der Stadt, jetzt sind es weniger als 30.000. Die Folge war ein "Rückbau" - ganze Plattenbaukomplexe werden abgerissen. Die Wohnblöcke der Innenstadt aus den 1950er Jahren dagegen wurden saniert. Das einmalige Architektur-Ensemble ist das größte Flächendenkmal Deutschlands.

Ortschild Stalinstadt (Foto: dw)
Bild: DW

Eisenhüttenstadt - Architektur und Industriekultur

Jetzt gibt es in Eisenhüttenstadt T-Shirts und Thermobecher mit dem Aufdruck "Iron Hut City" zu kaufen. Es soll erst der Anfang sein. "Für den Tourismus-Verein war der Kurzabstecher des Schauspielers wie sechs Richtige im Lotto", weiß auch Ben Kaden. Der Autor eines Eisenhüttenstadt-Weblogs wirbt für eine "alternative Stadtwahrnehmung". Dass der Besuch von Hanks aber besonders nachhaltig wirkt, glaubt er nicht: "Impulse über die reine Aufmerksamkeit hinaus konnte der Besuch nicht setzen."

Mit Geschichte punkten Für Eisenhüttenstadt war der prominente Besuch aber ein Signal. "Tom Hanks hat uns gezeigt, was die Besucher wollen. Wir müssen den Fokus auf die DDR-Geschichte setzen. Darin sehe ich unser Potenzial", sagt Kathrin Henck. Nach der Wende gab es viele Stimmen, die Eisenhüttenstadt nicht als ein riesiges DDR-Freilichtmuseum sehen wollten. Nun, mehr als 20 Jahre später, scheint aber genau das eine vielversprechende Möglichkeit zu sein, Touristen in die Stadt zu holen. Zum Rundgang durch die Innenstadt gehört nun eine Besichtigung des Stahlwerks und des Dokumentationszentrums "Alltagskultur der DDR". Gerade wurde hier eine neue Dauerausstellung eröffnet, die das Leben im untergegangenen Staat zeigt.

Porträt: Kaden mit Brille und Kapuzenpulli (Foto: dw)
Ben Kaden wirbt für "alternative Stadtwahrnehmung"Bild: DW

Aber jenseits der DDR-Vergangenheit? "Eisenhüttenstadt hat mehr zu bieten", betont Blogger Ben Kaden und nennt ein Beispiel: "Dass die Berlin Biennale Eisenhüttenstadt 2012 als Außenstation aufgreift und man entsprechend ein Kunstpublikum mobilisieren könnte, ist kaum bekannt. Solche Zielgruppen werden aus meiner Sicht völlig unzureichend angesprochen."

Eisenhüttenstadt - drei Reisetipps

Nicht schön, aber...

Dass der Tourismus kein Selbstläufer ist, das weiß Kathrin Henck. Attraktionen wie Fachwerkhäuser oder Schlösser gibt es nicht. Selbstbewusst sagt sie aber: "Wir sind nicht schön, wir sind interessant." Mit oder ohne Verweis auf Tom Hanks. Der Star will, das hat er bei seinem Besuch versprochen, sowieso noch mal wiederkommen.