Eintracht auf Champions-League-Kurs
7. Februar 2021Zum neunten Mal in Folge ungeschlagen, dabei zum siebten Mal als Sieger vom Platz gegangen - Eintracht Frankfurt hat seine beeindruckende Erfolgsserie auch in Hoffenheim fortgesetzt. Mit 3:1 behielten die Frankfurter die Oberhand und dürfen so langsam davon träumen, in der kommenden Saison wieder international dabei zu sein. Nachdem der TSG kurz nach der Halbzeitpause der 1:1-Ausgleich gelungen war, entschied ein Doppelschlag innerhalb von 90 Sekunden die Partie.
"Wir haben vorne einfach die Qualität, dass wir die Tore zum richtigen Zeitpunkt machen", analysierte Frankfurts Innenverteidiger Martin Hinteregger bei Sky und wollte nicht leugnen, dass man mit einer Europapokal-Teilnahme liebäugelt. "Natürlich registriert man die Tabelle und schaut sie sich auch an", sagte der Österreicher. "Wir sind jetzt gut dabei und wollen international spielen, aber es ist noch ein weiter Weg. Momentan aber liegt die Eintracht erstmal mit 36 Punkten auf dem vierten Rang.
"Ich finde, es war ein guter und cleverer Auftritt", lobte Eintracht-Trainer Adi Hütter, der 2021 mit seiner Mannschaft 19 von 21 möglichen Punkten geholt hat. "Weil wir Selbstvertrauen haben, kommen wir auch nach Rückständen zurück. Die Siege geben natürlich auch die gewisse Lockerheit, die man braucht", beschrieb der Österreicher den augenblicklichen Lauf seines Teams. "Irgendwann werden wir auch mal wieder ein Spiel verlieren, aber aktuell sind wir sehr schwer zu schlagen."
Köln feiert Derbysieg
Beim 1. FC Köln sorgte der 2:1-Derbysieg bei Borussia Mönchengladbach erkennbar für Befreiung. Nach dem Schlusspfiff rannten die Kölner Spieler vor den leeren Gästeblock, rupften die Eckfahne aus ihrer Verankerung und "hissten" ein FC-Trikot daran, um es lachend durch die Luft schwenken.
"Das war ein verrückter Tag", sagte FC-Trainer Markus Gisdol, der nach dem vermeidbaren Pokal-Aus bei Zweitligist Jahn Regensburg in der Kritik gestanden hatte. "Das Motto war: Raus aus dem Druck. Wir sind gar nicht unverdient der Sieger." Durch den Sieg konnte Köln nicht nur für gute Laune bei den Fans sorgen, sondern auch ein kleines Polster von vier Punkten zwischen sich und den Relegationsplatz legen.
Die Gladbacher ärgerten sich dagegen über die Schmach, gegen den Rivalen verloren zu haben und die verpassten Punkte im Kampf um die vorderen Plätze. "Die Leistung hat nicht gereicht, um das Spiel zu gewinnen", bemängelte Gladbachs Trainer Marco Rose. "Köln war uns bei der Haltung voraus, und wir schenken zwei Tore her. Jetzt müssen wir Boden gut machen."
BVB verliert auch in Freiburg
Gleiches gilt auch für die andere Borussia aus Dortmund. Deren Trainer, Edin Terzic, war nach der 1:2-Niederlage des BVB beim SC Freiburg nach eigener Aussage nicht nur enttäuscht, sondern sauer. "Es sind wieder Fehler passiert, die so nicht passieren dürfen", sagte der 38-Jährige. "Das war heute einfach zu wenig und wir fordern mehr von uns, um erfolgreich zu sein."
Für Terzic, der beim BVB als Nachfolger von Lucien Favre bis zum Saisonende Verantwortung trägt und sein Team in die Champions League führen soll, war es bereits die vierte Niederlage im neunten Bundesligaspiel, die dritte in den vergangenen vier Partien. Der BVB steckt in einer Ergebniskrise, wie schon bei den vergangenen Auftritten verpassten die Dortmunder die Wende zum Guten. Immer mehr wird deutlich, dass es der Mannschaft offenbar an Mentalität mangelt.
In der Tabelle hat der BVB als Sechster nun vier Punkte Rückstand auf den Vierten Frankfurt. "Das Ziel Champions League ist natürlich in Gefahr", gab BVB-Verteidiger Mats Hummels zu. "Das ist jetzt das Mindeste, was wir erreichen wollen."
Bayer im "Hand-Glück", Baku beschäftigt VAR
Glückliche Gesichter gab es bei Bayer Leverkusen. Nach der peinlichen Pokalpleite bei Viertligist Rot-Weiss Essen rehabilitierte sich die Werkself mit einer überzeugenden Offensivleistung und einem 5:2-Erfolg gegen den VfB Stuttgart. Allerdings hatten die Leverkusener Glück: Direkt vor dem vorentscheidenden 3:1 war Bayer-Verteidiger Timothy Fosu-Mensah im eigenen Strafraum an der erhobenen Hand angeschossen worden. Der Schiedsrichter ahndete dieses klare Handspiel jedoch nicht. VfB-Torhüter Gregor Kobel war daraufhin ratlos: "Wir hatten jetzt mehrere Schulungen und ich finde es extrem schwer zu entscheiden: Was ist Handspiel? Was ist kein Handspiel? Was ist aktiv?", sagte er. "Aber eine Hand des Verteidigers hat über Schulterhöhe nichts zu suchen, das ist uns auch ganz klar so kommuniziert worden."
Für besonderen Ärger auf Stuttgarter Seite sorgte die Tatsache, dass der Videoschiedsrichter sich die Szene nicht noch einmal anschaute. Zwar gab es nach dem Tor eine VAR-Untersuchung, allerdings ging es nicht um das vermeintliche Handspiel, sondern um eine mögliche Abseitsstellung von Vorlagengeber Moussa Diaby. VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo war irritiert: "Ich bin davon ausgegangen, dass es gecheckt worden ist. Wenn nicht, habe ich kein Verständnis dafür. Und dann soll mir jemand sagen, warum", sagte er.
Auch beim Spiel zwischen dem FC Augsburg und dem VfL Wolfsburg hatte der Videoschiedsrichter viel zu tun: Die Wolfsburger erzielten insgesamt vier Treffer, gewannen am Ende aber nur 2:0. In der zweiten Halbzeit traf Ridle Baku dreimal, stand dabei allerdings zweimal knapp im Abseits, woraufhin der VAR eingriff und die Tore wieder annullierte. Da mit dem Sieg aber Platz drei gefestigt werden konnte, war letztlich auf Wolfsburger Seite keiner böse. "Es ist sehr erfreulich, wir hatten eine perfekte Woche. Drei Siege, dreimal zu Null gespielt und zum Abschluss heute eine sehr gute Leistung von uns."
Schalke verliert an Boden
Verlierer des Spieltags war einmal mehr der FC Schalke 04, der mit 0:3 gegen RB Leipzig den Kürzeren zog. Zwar hielten die Schalker lange das 0:0, dann aber machte Neuzugang Shkodran Mustafi einen entscheidenden Fehler. Bei einem Eckball in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ließ er seinen Gegenspieler Nordi Mukiele frei zum Kopfball kommen. Es stand 0:1. "Unterm Strich bin ich mit seiner Leistung nicht hundertprozentig zufrieden, aber mit seinem Einsatz", sagte Schalkes Trainer Christian Gross über Mustafi. "Er wird für die Zukunft der richtige Transfer für uns sein. Er ist eine große Persönlichkeit und wird uns enorm helfen."
Allerdings wird die Zeit für diese Hilfe immer knapper: Abstiegskonkurrent FSV Mainz 05 tat den Schalkern nämlich keinen Gefallen, sondern gewann gegen Union Berlin mit 1:0 und hat als Vorletzter jetzt bereits fünf Punkte Vorsprung auf Schalke. Zum Relegationsplatz, den Arminia Bielefeld mit 17 Zählern belegt, sind es für Schalke nach wie vor neun Punkte. Allerdings hat die Arminia ein Spiel weniger, weil ihr Sonntagsspiel gegen Werder Bremen wegen zu starken Schneefalls und Unbespielbarkeit des Platzes nicht stattfinden konnte.
Vierter Teilnehmer im ärgsten Abstiegskampf ist Hertha BSC. Die Berliner verloren am Freitagabend mit 0:1 gegen den unangefochtenen Tabellenführer FC Bayern München und liegen nach 20 Spielen ebenfalls erst bei 17 Punkten.
Der 20. Spieltag in Zahlen:
TSG Hoffenheim - Eintracht Frankfurt 1:3 (0:1)
Tore: 0:1 Kostic (15.), 1:1 Bebou (47.), 1:2 Ndicka (62.), Silva (64.)
Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 1:2 (1:1)
Tore: 0:1 Rexhbecaj (3.), 1:1 Neuhaus (16.), 1:2 Rexhbecaj (55.)
Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart 5:2 (2:0)
Tore: 1:0 Demirbay (18.), 2:0 Demirbay (31.), 2:1 Kalajdzic (50.), 3:1 Bailey (56.), 4:1 Wirtz (68.), 4:2 Kalajdzic (77.), 5:2 Gray (84.)
SC Freiburg - Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Tore: 1:0 Jeong (49.), 2:0 Schmid (52.), 2:1 Moukoko (76.)
Hertha BSC - Bayern München 0:1 (0:1)
Tore: 0:1 Coman (21.)
FC Schalke 04 - RB Leipzig 0:3 (0:1)
Tore: 0:1 Mukiele (45.+3), 0:2 Sabitzer (73.), 0:3 Orban (87.)
FSV Mainz 05 - 1. FC Union Berlin 1:0 (1:0)
Tore: 1:0 Niakhaté (22./Foulelfmeter)
FC Augsburg - VfL Wolfsburg 0:2 (0:1)
Tore: 0:1 Weghorst (38.), 0:2 R. Baku (59.)
Arminia Bielefeld - Werder Bremen -:-
wegen starken Schneefalls abgesagt