Einsatz auf die deutsche Karte
Nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Stagnation hat Rumänien offensichtlich den Weg nach Europa gefunden. Dass dieser Weg über Deutschland führt, hat Bukarest längst erkannt. Vor allem seit dem Besuch des rumänischen Premierministers Adrian Nastase im Sommer 2001 bei Bundeskanzler Gerhard Schröder haben die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien einen wesentlichen Auftrieb erhalten.
Mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarden Euro und fast 10.000 eingetragenen Gesellschaften mit deutschem Kapital belegt Deutschland - hinter den Niederlanden - den zweiten Platz unter den ausländischen Investoren in Rumänien. Nach Italien ist Deutschland der zweitgrößte Handelspartner Rumäniens mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Lukrativer Energiemarkt
Das könnte sich schnell ändern. Große Konzerne wie Siemens, ABB, Alstom, Wintershall haben bereits ihre Absicht bekundet, Investitionen im rumänischen Energiesektor im Wert von 400 Millionen Euro zu unterzeichnen. Die deutschen Unternehmen haben somit die Chance, zum wichtigsten Spieler auf dem rumänischen Energiemarkt zu werden. Auch in anderen Bereichen setzt Rumänien auf die deutsche Karte.
Die Wirtschaftsdaten Rumänien sind beachtlich. Das Land ist mit 22 Millionen Einwohnern der größte Markt in Südosteuropa. Im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt um 5,3 Prozent, 2002 wird ein Wachstum von rund vier Prozent erwartet. Die Inflationsrate lag 2001 bei knapp 35 Prozent, in diesem Jahr rechnet man mit 22 Prozent.
Bürokratie und Korruption
Was erwarten deutsche Investoren von Rumänien? Als wichtige Elemente für die Entwicklung des Wirtschaftsklimas werden meist Rechtssicherheit, mithin auch die Beseitigung sich widersprechender Vorschriften sowie Steuer- oder Zollerleichterungen genannt. Größter Hemmschuh bleiben weiterhin Bürokratie und Korruption. Trotzdem sehen laut einer kürzlich erstellten Umfrage 70 Prozent der deutschen Investoren in Rumänien die wirtschaftlichen Perspektiven des Landes als grundlegend verbessert im Vergleich zum letzten Jahr.
Positive Signale kommen auch aus der Berliner Politik. Die sozial-demokratische Abgeordnete Susanne Kastner, zugleich Vorsitzende der deutsch-rumänischen Parlamentariergruppe, glaubt, dass die rumänische Regierung in der Vergangenheit "vertrauensbildende Maßnahmen" durchgesetzt hat. Deutsche Investoren könnten nun davon ausgehen, dass Rumänien ein stabiles Land ist. (Bericht vom 31.10.2002)