Eine weibliche Geschichte der Architektur
Die meisten Stararchitekten sind Männer. Dabei gibt es Frauen, die sich in dem Beruf durchgesetzt hatten. Nur mussten sie härter für Akzeptanz arbeiten.
Alison Brooks
3,5 Meter hoch, 4,5 Meter breit und 34 Meter lang war die geschwungene Installation "The Smile" der britischen Architektin Alison Brook. Sie entwarf diesen fliegenden Tunnel als Pavillon für die London Design Week 2016. Eine Landmarke, die schnell zum Publikumsmagnet wurde. Die international gefragte Brooks gewann den "Architekten-Oscar" RIBA gleich drei Mal.
Amanda Levete
Direkt am Ufer des Tejo in Lissabon liegt das Museum für Kunst, Architektur und Technologie, das die britische Architektin Amanda Levete entworfen hat. Wie eine Welle erhebt sich das Gebäude organisch von der Promenade, die Fassade ist mit leicht verschoben angebrachten Keramikfliesen geschmückt, und das Dach ist als Stadtbalkon angelegt. Die preisgekrönte Architektin leitet ein Büro in London.
Zaha Hadid
Das Nationalmuseum für Gegenwartskunst in Rom strahlt Bewegung aus: Es besteht aus breiten und angeschrägten Betonflächen, die ineinander und übereinander fließen. Ergänzt wird der brutalistische Bau durch große Glasfronten. Mit ihrem Entwurf setzte sich die irakisch-britische Star-Architektin Zaha Hadid gegen 273 andere durch. Hadid starb 2016 als erste Frau, die den Pritzker-Preis bekam.
Iris Dullin-Grund
Das Porträt von Lea Grundig von 1969 zeigt eine der einflussreichsten Architektinnen der DDR, Iris Dullin-Grund, umgeben von ihren Hauptprojekten: dem Generalbebauungsplan für Neubrandenburg und dem Hochhaussturm des Hauses der Kultur und Bildung ebenfalls in Neubrandenburg, wo sie von 1970 bis 1990 Stadtarchitektin war. Dullin-Grund war als Architektin über die Grenzen der DDR hinaus bekannt.
Sigrid Kressmann-Zschach
Als westdeutsches Pendant zu Iris Dullin-Grund kann man Sigrid Kressmann-Zschach sehen: Die 1929 in Leipzig geborene Diplom-Ingenieurin entwickelte sich im West-Berlin der 60er Jahre zur erfolgreichen Bauunternehmerin mit rund 300 Mitarbeitern und errichtete unter anderem den Steglitzer Kreisel sowie das Ku'damm-Karee in Berlin. 1990 starb die immer in der Öffentlichkeit stehende Frau in Berlin.
Lilly Reich
Das hier rekonstruierte Café Samt und Seide designten Lilly Reich und Ludwig Mies van der Rohe gemeinsam für die Ausstellung "Die Mode der Dame" 1927. 1924/25 lernten die beiden sich kennen und arbeiten bis zum Umzug des Architekten 1938 in die USA eng zusammen. Ergebnis dieser Zusammenarbeit waren etwa der Barcelona-Pavillon für die Weltausstellung 1929 und die ikonische Villa Tugendhat in Brünn.
Lotte Cohn
Die auf dem Foto abgebildete Architektin Lotte Cohn schloss 1916 als eine der ersten Frauen das Studium zur Diplom-Architektin ab und arbeitete dann in Berlin. 1921 wanderte sie ins heutige Israel aus, wo sie als selbstständige Architektin in Tel Aviv vor allem für die Errichtung sogenannter Kibbuzin bekannt wurde: basisdemokratisch organisierte Kollektivsiedlungen mit gemeinsamem Eigentum.
Margarete Schütte-Lihotzky
Was nach einer normalen Küche aussieht, war vor hundert Jahren eine Sensation: Die Frankfurter Küche. Sie ist der Prototyp der modernen Einbauküche und wurde 1926 von Margarete Schütte-Lihotzky entworfen. Gedacht war ihr Entwurf als effiziente und pragmatische Lösung für tausende Sozialwohnungen im Frankfurt der Weimarer Republik - sie setzte sich weltweit durch.
Eileen Gray
Sie hat einige wenige, dafür umso einflussreichere Designobjekte und Häuser gebaut: die irische Eileen Gray wurde vor allem mit ihrem höhenverstellbaren Beistelltisch E.1027 und dem gleichnamigen Wohnhaus an der Französischen Riviera berühmt. 2019 erschien die Graphic Novel "A House Under the Sun" über das Leben der visionären Designerin. Hier ist sie circa 1910 auf einem Porträtfoto zu sehen.
Elisabeth von Knobelsdorff und Therese Mogger
Häme und Ablehnung begegnete Frauen wie den hier abgebildeten Elisabeth von Knobelsdorff und Therese Mogger, die im Deutschland des 20. Jahrhunderts Architektinnen werden wollten. Mogger durfte in München und Berlin nur Gasthörerin an der Universität sein, von Knobelsdorff hingegen erwarb 1911 als erste Frau in Deutschland gegen alle Widerstände den Grad einer Diplom-Ingenieurin.