Erfolg für Michael Haneke
25. Mai 2009Die größte Auszeichnung neben dem amerikanischen Oscar ging in diesem Jahr an Michael Haneke. Bereits in den vergangenen Jahren hat der Österreicher Preise aus Cannes mit nach Hause gebracht: 2005 gewann er den Preis für die beste Regie für den Film "Caché", 2001 wurde er für "Die Klavierspielerin" mit dem Großen Preis der Jury geehrt.
Die Wurzel des Terrorismus'
Hanekes in schwarz-weiß gefilmte Sittenstudie "Das weiße Band" mit Ulrich Tukur, Susanne Lothar und Burghart Klaussner zeigt das Leben in einem ostpreußischen Dorf kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Züchtigung und Gehorsam lautet die Devise in der Kindererziehung.
"Es ging mir darum, eine Geschichte zu erzählen, wo junge Menschen die Ideale, die ihnen von ihrer Elterngeneration gepredigt werden, verabsolutieren. Immer in dem Moment, in dem man ein Ideal verabsolutiert, macht man es unmenschlich. Das ist sozusagen die Wurzel jeder Form von Terrorismus", erklärt er.
Haneke zeigt die Kinderwelt als eine den Erwachsenen nicht zugängliche Sphäre. Mysteriöse Vorfälle schaffen im Dorf ein Klima von Misstrauen und Zwietracht und führen zum Eklat.
Zurück in seiner Sprache
Die Auseinandersetzung mit Gewalt ist ein Leitmotiv in Hanekes Filmen. Doch anders als bei "Funny Games", seiner Studie über die Anwendung und Auswirkung von Folter, deutet der Österreicher die Gräueltaten in "Das weiße Band" nur an.
Die Sprache stellt einen weiteren Bruch in Michael Hanekes Schaffensphase dar. "Der Film war jetzt mein erster Film seit über zehn Jahren, den ich auf Deutsch drehen konnte. Ich hab das sehr genossen, weil ich mich da natürlich in meinem Element fühle. Es geht jetzt nicht darum, dass ich mich zu schlecht ausdrücken kann, sondern es geht mehr darum, alles mitzukriegen, was um einen herum passiert", sagt der Filmemacher, der viele Filme auf Französisch gedreht hat.
Wichtige Preise für Österreich
Neben der Goldenen Palme ging eine weitere Auszeichnung nach Österreich. Den Preis für die beste männliche Hauptrolle bekam der aus Wien stammende Schauspieler Christoph Waltz für seine Rolle des Nazioberst Landa in Quentin Tarantinos Kriegsfilm "Inglorious Basterds". Witz und Wahnsinn begegnen sich in seiner begnadeten Interpretation der Rolle. Jury wie Kritiker waren begeistert und die Türen Hollywoods dürften für Christoph Waltz nunmehr offen stehen.
Zwei beachtliche Filmpreise gehen damit nach Österreich, während es in diesem Jahr in Cannes weder im Wettbewerb noch in den Nebensektionen Kino aus Deutschland zu sehen gab.
Allerdings ist die Berliner Firma "X-Filme" Koproduzent von Hanekes Gewinnerstreifen. Und zwei Wettbewerbsfilme - "Inglorious Basterds" und "Antichrist" des Dänen Lars von Trier wurden immerhin in Deutschland gedreht.
Autor: Ole Skambraks
Redaktion: Julia Kuckelkorn