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Eine Nacht in Mittelerde

20. Dezember 2001

In der Nacht zum Mittwoch ist der "Herr der Ringe" zum internationalen Filmstart auch in deutschen Kinos angelaufen. Allerorten stimmten Partys mit mystischen Figuren und mittelalterlichen Klängen auf das Ereignis ein.

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Mittelerde ist unter unsBild: AP

Mit dem weltweiten Start des Films "Der Herr der Ringe" hat in der Nacht zu Mittwoch ein Fantasy-Duell an den Kinokassen begonnen. Vier Wochen nach dem spektakulären Auftakt von "Harry Potter und der Stein der Weisen" standen bundesweit wieder zahlreiche Mitternachtspremieren und Partys auf dem Programm. Viele Kinos berichteten von besseren Vorverkäufen als bei dem derzeitigen Spitzenreiter der deutschen Kinocharts.

Frodo gegen Harry

Allein in der Bundeshauptstadt stand der erste Teil "Die Gefährten" unter der Regie des Neuseeländers Jackson in rund 40 Kinos auf dem Programm. Bundesweit wurden nach Angaben des Filmverleihs Warner Bros. (Hamburg) 1107 Kopien in den Kinos gespielt. "Harry Potter und der Stein der Weisen" war vor einem Monat mit 1226 Kopien gestartet und hatte damit alle Rekorde gebrochen.

Dem weltweiten Start der Folge "Die Gefährten" fieberten auch Fantasy-Fans im Ausland entgegen, etwa in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington, dem Drehort der Verfilmung des Kultbuchs von J.R.R. Tolkien. Vor der Aufführung des Films in der Stadt, die sich vorübergehend in "Mittelerde" umbenannt hat, war ein Empfang für Regisseur Jackson geplant, der am frühen Mittwochmorgen (03.00 Uhr MEZ) beginnen sollte.

Filmbegleitende Spektakel

Das "Ringfieber" grassierte auch in Berlin. Fantastische Spektakel, Gaukler und mystische Rollenspiele waren verpflichtet worden, um die Besucher der rund 40 Mitternachtspremieren auf die Abenteuer einzustimmen. Szenen aus Buch und Film sollten nachgespielt werden, Schlachtengetümmel und mittelalterliche Musik die Zuschauer unterhalten. "Bei lustigen Klängen von Barden wird Speis und Trank wie in alten Tagen von fahrenden Händlern serviert", sagte der Leiter des UFA-Palasts "Cubix" am Alexanderplatz, Oliver Haug.

Im Kölner UFA-Palast standen ab 0:01 Uhr 24 Stunden lang Vorstellungen auf dem Programm. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Tolkien- Gesellschaft e.V. war das Kino besonders geschmückt - die Domschatzkammer stellte "Mittelalterliches" wie Ritterrüstungen zur Verfügung. Mitarbeiter und Fans sollten in "Herr der Ringe"-Kostümen erscheinen. Die Tolkien-Gesellschaft wollte außerdem einen Kostümwettbewerb und eine Lesung mit "Frodo" und "Gandalf" veranstalten. Das Kino rechnete mit deutlich mehr Zuschauern als bei "Harry Potter", weil der Film ein breiteres Publikum anspreche.

Ganz Deutschland kämpfte mit gegen Sauron

Die Premiere in der Essener "Lichtburg" mit 1302 Plätzen war bereits seit zwei Wochen komplett ausverkauft. "Wir erwarten einen Riesenansturm auch für die nächsten Vorstellungen bis zum Wochenende", sagte Theaterleiter Bernhard Wilmer. Auch in Hamburg, Magdeburg, Wiesbaden, Stuttgart, Hannover und vielen anderen deutschen Städten gaben sich Frodo & Co gleich in mehreren Kinos die Ehre. Im Cinemaxx in der Hamburger City etwa waren für die Mitternachtspremiere gleich fünf Säle reserviert. In den nächsten Tagen läuft der Fantasy-Streifen dort fast stündlich.

Spanische Fans mussten sich geduldiger zeigen. Dort soll der Film erst am Mittwochabend starten. In Frankreich läuft der Streifen mit 800 Kopien an, 51 weniger als bei "Harry Potter".

Das "Ringfieber" ist medienübergreifend

Auch der Stuttgarter Klett-Cotta-Verlag profitiert von der Verfilmung und erwartet nach dem Filmstart einen weiteren Boom. Bereits in diesem Jahr seien mehr als eine Million Exemplare der Trilogie in der neuen Übersetzung verkauft worden.

Im Internet tobt unterdessen der Kampf um den "Original-Ring". Das goldene, acht Gramm schwere Einzelstück mit handgravierter Elbenschrift, das als Vorlage für die Film-Ringe diente, wird seit einer Woche zu Gunsten der hessischen Kinderkrebshilfe versteigert. Bereits vor dem Filmstart lag das Höchstgebot bei über 100 000 Mark. Der Schöpfer des Ringes, der hessische Juwelier Oliver Nöll, ist von den immer neuen Geboten der Tolkien-Fans völlig überwältigt. Dem Hamburger Magazin "Stern" sagte der 32-Jährige, er habe mit 2000 Mark gerechnet. Die Versteigerung endet am 21. Dezember.