Reaktionen auf Urteil im Hutu-Prozess
28. September 2015Am Montag ging der Mammutprozess am Stuttgarter Oberlandesgericht zu Ende. Das Urteil: 13 Jahre Haft für Ignace Murwanashyaka, der von Deutschland aus die Aktivitäten der Rebellengruppe "Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas" (FDLR) im Ostkongo geführt hat. Sein früherer Stellvertreter Straton Musoni muss acht Jahre ins Gefängnis. Die DW hat Reaktionen aus verschiedenen afrikanischen Ländern gesammelt.
Reaktionen aus der Demokratischen Republik Kongo
"Das Urteil ist eine Lektion für alle Kriminellen, nicht nur von der FDLR, sondern für alle, die in Afrika und überall auf der Welt Verbrechen begehen. Wir bedanken uns bei der deutschen Justiz für dieses Urteil."
Mustapha Mwiti, Vorsitzender der zivilgesellschaftlichen Organisationen im ostkongolesischen Kivu, im DW-Interview
"Ich weiß nicht, ob das Urteil die Opfer hier erleichtern kann. Ich verstehe die deutsche Justiz nicht. Vielleicht sehen sie einfach nicht, wie sehr wir hier leiden. Wir sind von dem Urteil enttäuscht. Für diese Verbrechen hätte es die Todesstrafe geben müssen. Und die Opfer müssten entschädigt werden."
Patience Kayindo, Anwältin, in einer DW-Umfrage in Beni (Ostkongo)
"Das sind Kriminelle aus dem Kongo, nicht aus Deutschland. Sie müssen hierher gebracht werden und sich vor der kongolesischen Justiz verantworten."
Ange Azania, Restaurantbesitzerin, in einer DW-Umfrage in Beni (Ostkongo)
"Sie wurden in Deutschland verurteilt, das ist sehr weit weg von der Demokratischen Republik Kongo. Hier gehen die Vergehen der FDLR weiter, sie nehmen die Bevölkerung gefangen und nutzen sie als menschliche Schutzschilder. Das Urteil hilft uns hier vor Ort nicht weiter."
George Mwisa, Pilot, in einer DW-Umfrage in Beni (Ostkongo)
"Klar ist das Urteil gerecht. Wer könnte vergessen, was sie getan haben?"
Shukuru Mikato Bosco, via Facebook
… von der der Rebellengruppe FDLR
"Das Ganze ist ein politischer Prozess. Die Angeklagten waren von vornherein verurteilt. Man braucht sich doch nur die Bedingungen ihrer Verhaftung anzuschauen: Sie wurden erst verhaftet, als die ruandische Regierung offiziell darum bat, als ein wichtiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zu Besuch in Kigali war. Wir haben ja gesehen, was danach geschah. Wir betrachten das als eine unakzeptable Ungerechtigkeit." Laforge Fils Bazeye, Sprecher der FDLR, im DW-Interview
… aus dem Nachbarland Ruanda
"Ich bin zufrieden mit dem Urteil, denn es bringt den Opfern der FDLR Gerechtigkeit. Ich sehe es als eine Art Schluckauf, der die Führung der FDLR durcheinander wirft, sie aber nicht auflösen wird. Die Welt muss zusammenstehen, um die FDLR-Miliz aus dem Ostkongo zu vertreiben. Denn von dort aus propagieren sie weiter ihre Ideologien, dort vergewaltigen sie weiter Frauen und dort verbreiten sie weiter Chaos unter den Menschen, die dort leben."
Busingye Johnston, Justizminister und Generalstaatsanwalt in Ruanda, im DW-Interview
… aus anderen afrikanischen Ländern
"Das Urteil ist angemessen, die Angeklagten haben das geerntet, was sie gesät haben. Dieser Richterspruch wird andere davon abhalten, solche Verbrechen zu begehen. "
Padri Moshi aus Tansania, auf Facebook
"So lange Gefängnisstrafen sollten noch einmal überdacht werden. Das verletzt die Menschenrechte."
King Majuto aus Tansania, über Facebook
"Ich unterstütze die Entscheidung des Gerichts. Wer Gewalt in die Gesellschaft bringt, muss mit einer strengen Strafe belegt werden."
Kennedy Wandera aus Kenia, auf Facebook
Mitarbeit: Saumu Yusuf, Sandrine Blanchard, Marc Caldwell, John Kanyunyu, Samia Othman