Eine Landschaft wird umgewälzt
Riesige Schaufelradbagger graben sich durch die Erde, um die klimaschädliche Braunkohle zu fördern. Die Rheinischen Tagebaue sind eines der größten Fördergebiete Europas. Die Landschaft wird durch den Prozess zerstört.
Wanderbaustelle
Braunkohle lagert wie hier im Hambacher Tagebau in Flözen (Schichten), 400 Meter tief unter Kies, Sand und Ton. Sie wird auf Förderbändern zu den umliegenden Kraftwerken transportiert und dort verstromt. Die Landschaft im Hintergrund wurde bereits mit Bäumen rekultiviert, um zumindest einen Teil des klimaschädlichen CO2 aufzunehmen. Die Region deckt 13 Prozent der Stromversorgung Deutschlands ab.
CO2-Ausstoß und Wirkungsgrad
Die Aschehalde des Braunkohlekraftwerks Weisweiler ist kaum zu übersehen. Moderne Kohlekraftwerke sind wenig effektiv. Sie erreichen einen Wirkungsgrad von 45 Prozent - 55 Prozent verpuffen bei der Verbrennung. Kritiker bemängeln außerdem die schlechte Treibhausgasbilanz.
Viel Rauch, viele Arbeitsplätze
Nach Angaben von RWE beschäftigt der Stromversorger 11.000 eigene Mitarbeiter im Rheinischen Revier. Der Branchenverband Braunkohleindustrie gibt für Gesamtdeutschland 21.406 Beschäftigte an. Laut Berechnungen der Industrie- und Handelskammer hängen an jedem Arbeitsplatz in der Braunkohleindustrie ungefähr 2,5 weitere in den Bereichen Dienstleistung und Zulieferung.
Verlust der Heimat
Der Preis der Braunkohleförderung für die Bewohner der Region ist hoch. Einerseits stehen viele Familien in Diensten der Energiekonzerne, andererseits werden Tausende Menschen auch in den nächsten Jahren ihre Heimat verlieren, damit die Stromgiganten Kohle fördern können. Dörfer werden zerstört, Gräber umgebettet - für die schmutzigste Art der Stromerzeugung.
Was vom Dorf übrig blieb
Das Dorf Lohn bei Eschweiler wurde abgebaggert. Die 690 Einwohner mussten ihre Häuser aufgeben. Sie wurden ins wenige Kilometer entfernte Neu-Lohn umgesiedelt. Zur Erinnerung wurde am Standort der alten Lohner Kirche eine Gedächtniskapelle gebaut. Aber manche Bewohner des Ortes schmerzt der Verlust der Heimat so sehr, dass sie nicht an die alte Stelle zurückkehren.
AusgeCO2hlt!
Immer wieder fordern Umweltschützer den Stopp der Bagger und den Ausstieg aus dem Landschafts- und Klimakiller Kohle. Doch RWE hat die Genehmigung, bis 2045 Braunkohle im Rheinischen Revier zu fördern. Und die Politik bleibt einen Fahrplan zum kompletten Kohleausstieg bis heute schuldig.
Ziviler Ungehorsam
Nicht Anwohner, sondern Umweltaktivisten aus der ganzen Republik besetzen den Hambacher Forst seit 2012 immer wieder, um gegen dessen Abholzung zu protestieren. Genauso häufig wird das Camp von der Polizei geräumt. Viel steht ohnehin nicht mehr von dem ursprünglich 5500 Hektar großen Wald. Das ökologisch wertvolle Gebiet soll dem Braunkohletagebau Hambach weichen.
Neuer Ackerboden entsteht
Die durch den Tagebau vernichteten Landwirtschaftsflächen werden durch Neuanpflanzungen kompensiert. Der ackerbauliche, fruchtbare Lössboden wird an anderer Stelle wieder aufgebracht. In einer siebenjährigen Aufbereitungszeit sät RWE dort Pionierpflanzen wie Luzerne. Die Pflanzen lockern den Boden auf und sorgen für eine Stickstoffanreicherung. Erst Jahre später übernehmen Landwirte die Äcker.
Umsiedlung
Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere müssen ihren Lebensraum verlassen - zum Einfangen von Molchen nutzen RWE-Biologen alte Farbeimer. Durch das große Loch gelangen die Amphibien ins Innere des Eimers. An einem anderen Ort werden Salamander und Co. dann wieder ausgesetzt.
Alles im Blick
Der Indenmann ist kein Verwandter des Steinzeitmenschen, sondern ein Aussichtsturm bei Inden/Düren an der Autobahn A4. Die 36 Meter hohe Stahlkonstruktion besteht aus 20.000 Einzelteilen, bei Nacht wird sie beleuchtet. Die Plattform ermöglicht einen Blick auf den Tagebau Inden und das Land im Wandel.
Für Bodenständige
Nicht schwindelfreie Besucher des Indenmannes können sich vom Restaurant der Abraumhalde Goltsteinkuppe einen Überblick über die gigantischen Landschaftsumwälzungen verschaffen. Am Horizont ist die kultivierte 300 Meter hohe Halde Sophienhöhe zu sehen - mit einem 100 Kilometer langen Wanderwegenetz. Kinderspielplätze und Sportanlagen sollen für den Verlust der Landschaft entschädigen.
Vision
Nichts für Nostalgiker ist der Platz an der Abbruchkante des Tagebaus Hambach. Hier soll bis 2100 der größte See Deutschlands entstehen. Die Flutung des Restlochs wird 60 Jahre dauern. Die Gegend soll eine Freizeitattraktion werden, den Tourismus ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen, wenn Jobs in der Bergbauindustrie wegfallen. Die ersten Sonnenplätze können schon eingenommen werden.
Die Alternative und die Unsicherheit
25 Prozent des Stroms kommt aus Kohlekraftwerken. Aber Braunkohle ist ein Auslaufmodell. Die Zeichen stehen auf alternative Energien wie Windkraft. Allerdings befürchten Kritiker Spätschäden - etwa Erdrutsche - auf den Gebieten der ehemaligen Tagebaue. Auch könnten Projekte nicht mehr realisiert werden, falls der Energiekonzern RWE kein Geld mehr mit Braunkohle verdient.