Eine Hoffnungsträgerin auf Wahlkampftour
11. Februar 2012"Ich möchte das Volk bitten, an uns zu glauben“, sagte Suu Kyi in einem der Dörfer, in denen sie Halt machte. Ohne diese Unterstützung werde sich nichts verändern. Die Menschen schwenkten Fahnen ihrer Partei, der Nationalen Liga für Demokratie (NLD). Viele hielten auch Fotos des als Helden der Unabhängigkeit des Landes verehrten Vaters der Oppositionsführerin, General Aung San, hoch.
Eine vorsichtige Reform
Dass die jahrelang von der Militärjunta eingesperrte und überwachte Friedensnobelpreisträgerin so frei im Land herumreisen und für ihre Sache werben kann, hätten viele vor einiger Zeit nicht für möglich gehalten. Doch seit der umstrittenen Parlamentswahl im November 2010 haben die Militärs eine vorsichtige Reform des politischen Systems eingeleitet. Unmittelbar nach diesem Urnengang wurde Suu Kyi freigelassen, im März 2011 ging die Macht formell an eine Zivilregierung unter Präsident Thein Sein über, der allerdings ebenfalls ein früherer General ist. Sehr bald war sogar von einem "angemessenen Regierungsamt“ für Suu Kyi die Rede.
Keine scharfen Töne
Die Oppositionsführerin hat ihrerseits darauf verzichtet, allzu scharfe Töne anzuschlagen. Schließlich musste ihre Partei NLD schon einmal erleben, wie es ist, aus einer Euphorie herausgerissen zu werden. Im Jahr 1990 war die NLD als klare Siegerin aus der damaligen Parlamentswahl hervorgegangen, aber vom Militär an der Übernahme der Regierung gehindert worden. Suu Kyi stand damals schon unter Hausarrest.
Nun aber soll alles anders werden. Bei den Nachwahlen am 1. April sind 48 Mandate zu vergeben – 40 im Unterhaus, sechs im Oberhaus und zwei in Regionalversammlungen. Die Sitze wurden frei, nachdem die Abgeordnete Posten in der Regierung übernommen hatten. Die überwältigende Mehrheit der von der Armee unterstützten Regierungspartei USDP wird allerdings nicht zu brechen sein. Selbst wenn es die NLD schafft, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen und alle 48 Mandate zu erobern.
Suu Kyi ist übrigens nicht die einzige Persönlichkeit in Birma, die den Militärs ihre Machtposition streitig machen könnte. Zu den bekannten Regierungsgegnern zählt auch ein Mönch namens Gambira. Er konnte nach einem Verhör nun wieder in sein Kloster in Rangun zurückkehren. Gambira war im Jahr 2007 einer der Anführer der Mönchsaufstände, denen sich zeitweise bis zu 100.000 Menschen in Rangun angeschlossen hatten. Dann ließ die damalige Militärführung die Proteste gewaltsam niederschlagen. Gambira wurde festgenommen und zu 68 Jahren Haft verurteilt. Erst Mitte Januar war er zusammen mit etlichen weiteren politischen Gefangenen freigelassen worden.
ml/se (AFP, dpa, dapd)