"Eine heroische Tat der Versöhnung"
22. September 2010Der Palästinenser Ismail Khatib ist am Mittwoch (22.09.2010) im Wiesbadener Landtag mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet worden, weil er "mit einer einzigartigen Entscheidung ein unvergängliches Zeichen des Friedens gesetzt" habe, heißt es in der Verleihungsurkunde.
Damit sei er aus dem Teufelskreis von Gewalt und gewaltsamer Vergeltung ausgebrochen. Auch Avi Primor, der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, hob in seiner Laudatio hervor, dass Khatib "echte menschliche Größe" bewiesen habe.
"Widerstand durch Humanität"
In seiner Lobrede nannte Avi Primor den palästinensischen Familienvater einen Helden, der Zivilcourage gezeigt und dem Feind Organe gespendet habe, obwohl die Palästinenser nicht in Würde leben könnten. Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier bescheinigte Khatib und seiner Frau, eine übermenschliche Leistung erbracht zu haben. Sie seien ein "Licht der Hoffnung" für viele Menschen. "Die Friedensleistung besteht hier in einer heroischen privaten Tat", erklärte auch Harald Müller, der Leiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Khatib, der selbst vor mehreren Jahren wegen Widerstandes gegen Israel eine Haftstrafe verbüßte, leiste nun "Widerstand durch Humanität".
Fünf israelische Kinder gerettet
Der Palästinenser Khatib lebt mit seiner Familie in Jenin im von Israel besetzten Westjordanland. Dort betreibt Khatib, der einst selbst gegen die israelischen Besatzer gekämpft hat, ein Jugendzentrum mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche zum Frieden zu erziehen. Im Jahr 2005 hatten israelische Soldaten seinen elfjährigen Sohn Ahmed erschossen, weil er ein Spielzeuggewehr in der Hand gehabt haben soll, das einer Kalaschnikow ähnelte. Doch dieses Gewehr wurde nie gefunden, und dennoch erklärten sich Ismael Khatib und seine Frau Abla dazu bereit, die Organe ihres Kindes zu spenden und so fünf israelischen Kindern das Leben zu retten. Zu einigen dieser Kinder und ihren Familien halten die Khatibs bis heute Kontakt.
Verfilmte Geschichte
Bekannt geworden war Ismael Khatibs tragische Geschichte nicht zuletzt durch den preisgekrönten Dokumentarfilm "Das Herz von Jenin" des deutschen Regisseurs Marcus Vetter. Auf der Zusammenarbeit Vetters mit Khatib beruhte auch der Plan, das verfallene Kino von Jenin als "Kino für den Frieden" wiederaufzubauen. Tatsächlich wurde es im August 2010 wiedereröffnet. "Das Herz von Jenin" war der erste Film, der in diesem Kino gezeigt wurde.
Der mit 25.000 Euro dotierte Hessische Friedenspreis wurde erstmals 1994 vergeben. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich um Frieden und Völkerverständigung verdient gemacht haben. Zu seinen Trägern gehören der Dalai Lama, der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim und der frühere UN-Chefwaffeninspekteur im Irak, Hans Blix. Mit der Verleihung an Khatib ging der Preis erstmals an einen Palästinenser.
Autor: Thomas Latschan (dpa, epd, kna)
Redaktion: Diana Hodali