Eine haarige Angelegenheit
Hudson's Bay aus Kanada übernimmt die deutsche Warenhausgruppe Kaufhof für 2,8 Milliarden Euro. Die Unternehmen hoffen, so die Krise besser überstehen zu können, in der sich viele Warenhäuser derzeit befinden.
Eine lange Geschichte
Die Hudson's Bay Company dominierte lange den Handel mit Tierfellen in Nordamerika. Das Foto von 1946 zeigt einen Trapper, der seine Beute zu einem Handelposten der Firma im heutigen Kanada bringt. Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück in das Jahr 1670. Der damalige Name: "Gouverneur und Firma englischer Abenteurer, die in der Hudson-Bucht handeln".
Größter Landbesitzer der Welt
Bevor europäische Staaten formal auf das Territorium Anspruch erhoben, ersetzte die Firma dort die Regierung und kontrollierte 15 Prozent Nordamerikas. Der englische Entdecker und Pelzhändler Samuel Hearne gründete einen der ersten Handelsposten im Inland, in der heutigen kanadischen Provinz Saskatchewan. Hearne und andere erhielten ihre Felle durch Tauschgeschäfte mit Indigenen.
Von Auktionen zu Warenhäusern
Die Felle wurden international versteigert. Das Bild aus dem Jahr 1932 zeigt Händler, die bei einer Auktion in London Silberfuchsfelle begutachten. In Kanada eröffnete die Firma zudem Warenhäuser, das erste 1913 in Calgary. Heute gibt es in Kanada 90 Hudson's-Bay-Geschäfte. Nach Protesten von Tierschützern gab es in den Läden in den 1990er Jahren sechs Jahre lang keine Tierfelle zu kaufen.
Käufer von Kaufhäusern
2008 wurde Hudson's Bay von NRDC gekauft, der Firma des US-Investors Richard A. Baker. Dem gehörte bereits Lord & Tayler, die älteste Warenhauskette der USA. Hudson's Bay wurde zur Dachgesellschaft für das Warenhausgeschäft. Seit 2013 gehört auch die US-Kette Sak's Fifth Avenue zum Portfolio.
Hier wird nicht gefeilscht
Kaufhof, Richard Bakers jüngste Erwerbung, hat selbst eine lange Geschichte. 1879 eröffnete Leonhard Tietz einen kleinen Laden in Stralsund. Hier wurde nicht gefeilscht und auch nicht angeschrieben: Bei Tietz gab es Festpreise und Barzahlung. Mit dieser Neuerung war er rasch erfolgreich. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum 1929 hatte die Firma 43 Warenhäuser und beschäftigte 15.000 Mitarbeiter.
Ein jüdischer Geschäftsmann
Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, wurde die Leonhard Tietz AG in Westdeutsche Kaufhof AG umbenannt - in der Hoffnung, den Druck der Nazis auf jüdische Unternehmer zu mildern. Das Foto zeigt einen SA-Mann vor dem Tietz-Warenhaus in Berlin, das Schild ruft zum Boykott jüdischer Geschäfte auf.
Angeschlagener Riese
Enteignet von den Nazis musste Familie Tietz aus Deutschland fliehen. Nach dem Krieg einigte man sich auf Entschädigungszahlungen. Die Kaufhaus-Kette wuchs zu einem Warenhaus-Imperium und wurde später von der Metro Gruppe übernommen, einem weltweit tätigen Handelskonzern. Nach der Jahrtausendwende sank die Popularität von Kaufhäusern und Metro suchte einen Käufer.
Zwei Kontinente
Die Übernahme von mehr als einhundert Kaufhof-Filialen ist für Hudson's Bay der erste Schritt auf den europäischen Einzelhandelsmarkt. Bisher machte das Unternehmen 5,6 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr, durch Kaufhof kommen weitere 3,1 Milliarden hinzu. Insgesamt arbeiten nun fast 40.000 Menschen in 450 Filialen auf zwei Kontinenten für Hudson's Bay.