Eine afrikanische Insel der Architektur
Von 1890 bis 1941 war Eritrea italienische Kolonie. Die faschistische Regierung von Mussolini ließ die Hauptstadt Asmara ausbauen. Heute beherbergt sie ein einzigartiges Ensemble von Gebäuden modernistischer Stile.
Italien? Nein Eritrea!
Als Asmara um 1900 zur Hauptstadt der damaligen italienischen Kolonie Eritrea wurde, wuchs die Stadt stark an. Mit der Expansion der faschistischen Regierung von Benito Mussolini begann in 1930er Jahren ein Bauboom. Architekten planten repräsentative Gebäude, viele im Stil der klassischen Moderne.
Orientierung am Mutterland
Vor 1930 entstanden in Asmara hauptsächlich Gebäude im sogenannten historisierenden Stil, wie etwa im Neoklassizismus, Neobarock oder Neogotik. Auch dabei orientierten sich die Architekten an der Architektur ihres italienischen Mutterlandes.
Hochwertige Materialien
So folgt auch das Gebäude der Zentralpost dem Stil des Neoklassizismus. Für die neuen Bauten verwendeten die Architekten teure und edle Materialien, wie etwa Holz oder Marmor.
Technische Ästhetik
In den 1930er Jahren lösten sich die Architekten zunehmend vom Historismus. Das Cinema Impero etwa ist eines der elegantesten Art-déco-Gebäude in Asmara. Es wurde 1937 vom Architekten Mario Messina gebaut. Gerade Linien mit ihrer technischen Ästhetik dominieren die Fassade.
Architektur des Faschismus
Eine maßgebliche Strömung in der modernen Architektur Italiens ist der Razionalismo. Architektonische Grundtypen, etwa Säulen, Kuppeln oder Arkaden, wurden beibehalten, jedoch stark vereinfacht. Die Bewegung des Razionalismo begriff sich als Architektur des Faschismus in Italien. Das Bild zeigt das Roma Cinema in Asmara.
Neue Baustoffe, neue Formen
Die Architekten setzten bewusst damals völlig neue Baustoffe ein. Die Verwendung von Eisenbeton, Glas und Stahl ermöglichte völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten. Diese ehemalige Tankstelle im Stil des Futurismus in Asmara etwa hat ein freischwebendes Vordach.
Verschmelzung von Stilen
Italienische Architektur trifft die Kultur Eritreas: Mit dem Bau der orthodoxen Kirche Nda Mariam verband Odoardo Cavagnari moderne europäische Sakralarchitektur lokalen Elementen. In der Antike wurden Gebäude in Eritrea häufig aus wechselnden Holz- und Steinschichten gebaut. Die Fassade der Kirche gibt dies wieder.
Antike trifft Moderne
Die Eingangsportale der Kirche orientieren sich an antiken Vorbildern. Ebenso die Fassade: Traditionell wurden Gebäude in Eritrea aus wechselnden Holz- und Steinschichten gebaut. Die Türme sind afrikanischen Rundhütten, so genannten Tuluks, nachempfunden. Modern ist hingegen der Grundriss. So sind etwa die Türme freistehend.
Auf dem Weg zum Weltkulturerbe
Die Sammlung modernistischer Architektur ist kaum auf der Welt so einheitlich und intakt wie in Asmara. Das Stadtzentrum steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Die Regierung von Eritrea bemüht sich auch um die Aufnahme des Stadtkerns in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.