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Ein trauriges Länderspiel

Sarah Wiertz14. November 2015

Frankreich gewinnt das Freundschaftsspiel gegen Deutschland - aber wen interessiert jetzt Fußball? Bundestrainer Löw stellt klar: "Der Sport, das Spiel und die Gegentore treten völlig den Hintergrund."

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Zuschauer verlassen das Stade de France in Paris (Foto: Uwe Anspach/dpa)
Bild: dpa

Bereits in der 20. Minute war ein lauter Knall im Stade de France in Paris zu hören, der zunächst nicht zuzuordnen war. Zwei weitere waren später ebenfalls zu vernehmen. Auf der Ehrentribüne waren zeitweise einige Sitze, wie der vom deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, leer. Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande verließ das Stadion zur Halbzeit und begab sich ins Innenministerium. Erst in der zweiten Halbzeit sickerten in den Medien die ersten Eilmeldungen durch. Die Arena wurde zwischenzeitlich abgeriegelt, niemand durfte sie betreten oder verlassen, über dem Stadion kreisten Hubschrauber. Nach Spielende informierte der Stadionsprecher die Zuschauer über die Ereignisse. Danach rannten zahlreiche Menschen von den Tribünen panikartig auf das Spielfeld.

"Die Sicherheitsleute sagten uns, dass man sich im Stadion noch relativ sicher fühlen könnte", sagte der Manager der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft (DFB) nach der Partie. "Bei uns herrscht große Betroffenheit, auch wenn man bedenkt, was heute Morgen passiert ist." Da musste die Mannschaft ihr Hotel im 16. Arrondissement nach einer Bombendrohung räumen. Anderthalb Stunden später konnte das Team jedoch wieder zurückkehren. Ob dies im Zusammenhang mit den Schießereien, Explosionen oder der Geiselnahme am Abend steht, ist bisher unklar.

"Über das Spiel gibt es nichts zu sagen"

"Natürlich habe ich mich bei dem Knall an die Bombendrohung erinnert. Wir alle auf der Bank haben daran gedacht, weil wir heute Mittag schon in Schrecken versetzt wurden. Als ich das gehört habe, konnte ich mir in etwa ausmalen, was das sein wird", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Der derzeitige DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball meinte: "Der Sport tritt ganz in den Hintergrund. Es tut uns gut zu sagen, dass wir den Familien, die ihre Angehörigen verloren haben, unser Mitgefühl haben." Und Löw stellte klar: "Für mich treten der Sport, das Spiel und die Gegentore völlig den Hintergrund. Darüber gibt es nichts zu sagen."

Dies soll hier auch nur der Chronistenpflicht wegen erwähnt sein: Die dritte Niederlage im neunten Spiel des Jahres 2015 besiegelten Stürmer Olivier Giroud vom FC Arsenal (45.+1) und Andre-Pierre Gignac vom mexikanischen Klub UANL Tigres (86.). Zwei Minuten vor dem 0:1 hatte Rückkehrer Mario Gomez in seinem ersten Länderspiel nach 14 Monaten die große Chance zur Führung vergeben. In der letzten halben Stunde kam es noch zu Debüts zweier 19-Jährigen: Beim DFB-Team kam in der 61. Minute der Schalker Leroy Sane, bei den Franzosen acht Minuten später Kingsley Coman von Bayern München in die Partie. Durch die Niederlage ging auch das Debüt des EM-Trikots daneben, dass der Weltmeister am Freitag erstmals trug.

Was ist mit der EURO2016 in Frankreich?

Nach Polizei-Angaben gab es in der Nähe des Stadions Explosionen, in der Stadt Schießereien mit mindestens 35 Toten. Zudem kam es in der Konzerthalle Bataclan zu einer Geiselnahme. Die Ereignisse in Paris werfen Fragen auf, die natürlich nicht heute geklärt werden können: Ist die Fußball-Europameisterschaft, die am 10. Juni angepfiffen werden soll, sicher? Auf die Frage, ob der DFB als größter Sportverband der Welt künftig Angst vor Anschlägen haben müsse, suchte Rauball nach den richtigen Worten: "Ich hoffe, dass die Sicherheitsleute die richtigen Rückschlüsse ziehen."

Den genauen Verlauf des Aufeinandertreffens zwischen Frankreich und Deutschland können Sie hier noch einmal nachlesen: