Ein Städtchen steht Kopf
Vermutlich ist das Leben im britischen Ashbourne recht beschaulich - bis auf die zwei Tage im Jahr. Wenn anderswo der Karneval ausklingt, dreht sich beim Shrovetide-Fußballspiel alles nur um einen Ball.
"Die spinnen, die Briten"
… um es mit Obelix zu sagen. Tausende Bewohner des Ortes Ashbourne mitten im Zentrum von England versuchen am Faschingsdienstag - daher auch der Name "Shrovetide" - und Aschermittwoch, einen Ball zum gegnerischen Tor zu befördern.
Ins Team geboren
Die Einteilung der Teams in Up'ards und Down'ards ist einfach: Entscheidend ist, ob man nördlich des Flusses Henmore das Licht der Welt erblickte, oder südlich. Entsprechend ist der Fluss auch Teil des Spielfelds. Menschen, die schon vor langer Zeit weggezogen sind, zieht es zu diesem Spiel zurück in die Heimat.
Wo ist bloß der Ball?
Von Fußball im klassischen Sinn kann bei diesen Menschenmassen eigentlich kaum die Rede sein. Die Spielweise erinnert eher an Rugby. Verstecken oder auf irgendeine Weise transportieren darf man den Ball nicht. Tabu sind das Kirchengrundstück, der Friedhof, der Park und Privatgelände. Fair Play ist oberstes Gebot!
Mühlsteine als Tore
Drei Meilen, knapp fünf Kilometer, sind die Torsteine voneinander entfernt, beide am Henmore-Fluss gelegen. Ist der Ball in der Nähe eines Tores, wird ein Spieler bestimmt, der im Wasser stehend dreimal den eingelassenen Mühlstein treffen muss. Vor lauter Menschen ist hier freilich kein Wasser mehr zu sehen.
Zweimal acht Stunden Spielzeit
Gespielt wird von 14 bis 22 Uhr. Wenn ein Tor vor 17.30 Uhr fällt, kommt ein neuer Ball ins Spiel. Danach ist für den jeweiligen Tag Schluss. Örtliche Medien berichten, dass die Down'ards am Dienstag gegen 21 Uhr ein Tor erzielten. Im vergangenen Jahr hatten die Up'ards gewonnen.
Jahrhundertelange Tradition
Um die Entstehung des Spiels ranken sich viele Mythen. Eine besagt, dass als Ball ursprünglich der Kopf eines Exekutierten in die Menge geworfen wurde. Angeblich soll das Spiel seit dem 12. Jahrhundert gespielt werden. Urkundlich erwähnt ist es allerdings erst 1683. Hier eine Szene von 1926.
Namensgeber für das Lokalderby
Das Shrovetide-Fußballspiel soll der Ursprung für das Wort "Derby" sein, das im Sport ein Spiel von Mannschaften aus der gleichen Region bezeichnet. Denn Ashbourne liegt im County - Derbyshire.
Royaler Einwurf
Zwischendurch soll es immer wieder Versuche gegeben haben, das Spiel abzusetzen. Nachdem ein Mann ertrunken war, wurde es 1878 ausgesetzt. Inzwischen hat das Shrovetide-Fußballspiel seinen royalen Segen. So warf 2003 Prinz Charles den Ball persönlich in die Menge.