Ein Strand als Flughafen
30. April 2021Gepäck-Chaos, lange Warteschlangen beim Check-in oder endlose Sicherheitskontrollen: Mit diesen Problemen hat man an den meisten Flughäfen zu kämpfen - zumindest in "normalen" Zeiten jenseits einer Pandemie. Nicht so in Barra. Am Flughafen der kleinen schottischen Insel geht es immer gemächlich zu. Gerade einmal rund 8000 Passagiere pro Jahr müssen die Mitarbeiter hier abfertigen. Dafür stehen sie und die Piloten vor einer ganz besonderen Herausforderung, denn der Flughafen liegt direkt am Strand. Genauer gesagt: Der Strand ist der Flughafen.
Flugbetrieb im Takt der Gezeiten
Während der Flut sind die drei Start- und Landebahnen komplett vom Wasser des Nordatlantiks überspült. Das Zeitfenster für den Flugbetrieb ist dementsprechend klein. Nur bei Ebbe können die Maschinen starten oder landen. Dann werden die Windsäcke gehisst - das Zeichen, dass der Strand für Spaziergänger gesperrt ist. Zwei- bis dreimal pro Tag kommt ein Linienflug aus Glasgow auf die Insel, die zu den Äußeren Hebriden gehört. Wegen der speziellen Bedingungen sind auf der Strecke ausschließlich kleine Maschinen im Einsatz. Gerade der Landeanflug ist für die Piloten nicht leicht: Es gibt weder Signallichter noch Farbmarkierungen. Nur ein paar Pfosten im Sand bieten ihnen Orientierung. Dazu kommt der meist starke Wind. Oft braucht es daher mehrere Anläufe. Gelingt die Landung nicht rechtzeitig, passiert es schon mal, dass die Maschine wieder umdrehen muss.
Ein Gefühl wie bei einer Notlandung
Das ist DW-Reporter Hendrik Welling zum Glück nicht passiert. Dennoch hatte er beim Landeanflug auf Barra in einer der kleinen Propellermaschinen ein wenig weiche Knie. Für die Reihe "Europa maxximal" im Kultur- und Lifestyle-Magazin "Euromaxx" hat er sich auf den Weg gemacht, den einzigartigen Flughafen zu erkunden. Selbst in den Tower, die Kommandozentrale, durfte er einen Blick werfen. Wie wartet man eine Landebahn, die die Hälfte der Zeit unter Wasser steht? Die Antwort auf diese Frage und weitere interessante Einblicke gibt es im Video.
Ein beliebtes Fotomotiv
Rund 1400 Starts und Landungen erlebt der ungewöhnliche Flughafen pro Jahr. Die meisten Passagiere sind Einheimische. Doch es zieht auch immer mehr Touristen hierher. Sobald die Ebbe einsetzt, lauern sie mit ihren Kameras auf das perfekte Fotomotiv: den Moment, wenn die kleinen Propellermaschinen auf dem noch nassen Sand aufsetzen. Und selbst erfahrene Piloten wollen den schottischen Flughafen wenigstens einmal in ihrer Karriere anfliegen. Denn wo sonst ist man schon direkt nach der Landung am Strand?
Service-Tipps:
Adresse: Flughafen Barra, Eoligarry, Barra HS9 5YD, Schottland
Anreise: Barra wird nur von Glasgow aus angeflogen, alternativ ist die Anreise per Fähre von Oban auf dem schottischen Festland möglich.
Der besondere Tipp: Im Süden der Insel lohnt Kisimul Castle einen Besuch. Die Burg aus dem 15. Jahrhundert liegt auf einer Felseninsel im Meer und kann nur mit dem Boot erreicht werden.
Das Buch zur Reihe
Europa von seiner extremen Seite: Die Reihe "Europa maxximal" im Lifestyle- und Kulturmagazin "Euromaxx" macht europäische Superlative erlebbar – von außergewöhnlicher Architektur über spektakuläre Landschaften bis hin zu einzigartigen kulturellen Phänomenen. Begleitend zur Reihe erscheint das Buch "111 extreme Orte, die man gesehen haben muss" in Kooperation mit dem Emons Verlag. Ein alternativer Reiseführer, informativ und unterhaltsam zugleich. Für Reiselustige, Europa-Fans und alle, die gerne mit ausgefallenem Partywissen angeben. Rekordverdächtig gut!