Ein Pop-Held tritt ab
11. Januar 2016In seinem Song "Heroes" lässt David Bowie symbolisch Kugeln über die Berliner Mauer und die Köpfe eines Liebespaares fliegen. Es ist eine insgesamt schwierige Phase in seinem privaten und künstlerischen Leben. In seiner Zeit in Berlin von 1976 bis 1978 kämpft er schwer gegen seine Drogensucht und macht einen kalten Entzug, es entstehen drei Alben, wobei das letzte der sogenannten Berlin-Trilogie, "Lodger", später in Montreux aufgenommen wurde.
Sein neuerlicher Kampf gegen eine Krebserkrankung hat David Bowie nach 18 Monaten, in denen er die Erkrankung geheim gehalten hatte, nun verloren. Einer der letzten Pop-Helden des 20. und 21. Jahrhunderts starb am 10. Januar im Alter von 69 Jahren.
Beginn der Karriere
David Robert Jones, so sein bürgerlicher Name, kam am 8. Januar 1947 in Brixton zur Welt. Von seiner anfänglich schüchternen Art blieb im Verlauf seiner Karriere nicht viel übrig, und wenn dann war es so etwas, das man mit "very british" wohl am besten umschreibt. Er lernte Saxophon spielen und legte sich mit 15 Jahren den ersten Künstlernamen zu: Dave Jay. 1967 erschien sein erstes Album, da hatte er sich allerdings bereits in David Bowie verwandelt. Aus heutiger Sicht würde man sein Debüt als Flop betrachten, kommerziell und künstlerisch hinterließ es jedenfalls keine Spuren.
Das änderte sich grundlegend mit seiner Aufnahme "Space Oddity", ein Song der stark von Stanley Kubricks Film "2001" inspiriert war. Später, genauer gesagt im Text zum Song "Ashes To Ashes" entlarvt Bowie selbst den Titelhelden, Major Tom, als Junkie.
Der Durchbruch
Mit dem 1972er Album "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" und die Welt-Tournee, die er 1973 startete, hatte es David Bowie geschafft. Er bekam zum ersten Mal kommerziellen, aber auch künstlerischen Zuspruch und hatte seine Figur "Ziggy Stardust" erfunden. Er gab sich androgyn und ein wenig geheimnisvoll und traf den Nerv der Zeit.
Es begann eine intensiv kreative Phase, in der Bowie für andere komponierte, zum Beispiel "Mott The Hoople's" Hit "All The Young Dudes", Alben produzierte, wie das für Lou Reed ("Transformer"), und eigene Alben aufnahm. Es folgten "Diamond Dogs" und "Station To Station". Er verwandelte sich in den "Thin White Duke", und auch als Schauspieler trat David Bowie nun in Erscheinung ("The Man Who Fell To Earth").
Kommerzieller Überflug
Neues Label, neues Album, neue Dimensionen: Sein Langspieler "Let's Dance" von 1983 wurde von Erfolgsproduzenten Nile Rogers produziert und ist sein mit Abstand größter kommerzieller Erfolg. Die Single-Auskoppelung "Let's Dance" wurde eine Nummer Eins in den amerikanischen Charts und in Großbritannien und kletterte in Deutschland bis auf die Zwei.
Obwohl im Anschluss nicht gerade erfolglos, stürzte David Bowie in eine Art Sinnkrise, die Ende der 1980er Jahre darin mündete, dass er sich als bloßes Bandmitglied eines Musikprojektes Namens "Tin Machine" verstehen wollte. So weit wollten ihm seine Fans beim Abstreifen seiner Persönlichkeiten nun doch nicht folgen, hatte er ja auch im Verlauf der 1980er Jahre als Solokünstler eine markante Spur hinterlassen. 1993 jedenfalls machte Bowie wieder solo weiter, aber eher mit wenig künstlerischer und kommerzieller Beachtung.
Sein wohl größter Coup der 1990er war sein Gang an die Börse. David Bowie-Aktien verkauften sich hervorragend, und so konnte er zukünftige Tantiemen bereits zu einem früheren Zeitpunkt "abschöpfen". 2002 gelang ihm so etwas wie ein Comeback mit dem Album "Heathen", obwohl er nie wieder an seine großen Jahre Mitte der 1980er Jahre heranreichen konnte.
Reife Karriere
Seine Werke wurden in den letzten Jahren häufig durch künstlerische, musikalische Experimente geprägt. Kommerzieller Erfolg war David Bowie nicht mehr so wichtig. Warum auch - er hat im Verlauf seiner Karriere etwa 140 Mio. Tonträger verkauft und gehörte damit zu den erfolgreichsten Pop-Musikern überhaupt. Nichtsdestoweniger erreichte sein 2013er Album "The Next Day" als einziges seiner Alben die Spitzenposition in den deutschen Charts und in weiteren 40 Ländern. Sein insgesamt 25. Album "Blackstar" erschien gerade anlässlich seines 69. Geburtstages am 8. Januar.