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Ein großer Tag für ein Riesenteleskop

Ashley Byrne, Cambridge / fs26. Mai 2017

Nachdem in der chilenischen Wüste eine Bergkuppe weichen musste, beginnt nun der Bau des größten Teleskops der Welt. Ab 2024 soll das E-ELT Planeten, Sterne und Galaxien unter die Lupe nehmen.

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Das E-ELT in einer Animation (Foto: ESO/L. Calçada).
Der Cerro Armazones wurde für den Bau des Riesenteleskops geköpft - wie ein gekochtes EiBild: ESO/L. Calçada

Die Herausforderung, die Ingenieure beim Bau des Europäischen Extrem Großen Teleskop (E-ELT) bewältigen müssen, steckt bereits in seinem Namen: Ein optisches Spiegelteleskop, mit einem Durchmesser von 40 Metern, soll in einem Gebäude untergebracht werden, dass die Ausmaße eines Tennisplatzes hat. Es ist das größte Teleskop, das je gebaut wurde. Bauherr ist die Europäische Südsternwarte (ESO), deren Hauptsitz im bayerischen Garching liegt, und an der 15 Staaten beteiligt sind.

Gibt es Leben - irgendwo anders?

Wenn es fertig ist, soll das E-ELT den Astronomen erstmals ermöglichen, sehr ferne Planeten direkt zu betrachten. Möglicherweise finden sie so in der Nähe bekannter Sterne auch neue Sonnensysteme. Zudem besteht die Hoffnung, durch Spektralanalysen Hinweise auf Leben auf anderen Planeten zu finden.

Astronom Dr. Jochen Liske in Chile (Foto: parallax Raumprojektion / ESO).
Der Astronom Jochen Liske von der ESO in Garching ist am Bau des E-ELT beteiligtBild: parallax raumprojektion/ESO

"Wir könnten einen Planeten beobachten, und sehen, ob er im Sommer grün und im Winter weiß ist. Wir können die Veränderungen erkennen und die Atmosphäre durchmessen und sagen: Gibt es dort Chlorophyll? Erkennen wir Ammoniak?", beschreibt Gerry Gilmore eins der Ziele. Er ist Professor für experimentelle Philosophie an der University of Cambridge und war von Anfang an der Entwicklung des E-ELT beteiligt. "Wir werden zwar keine Leute sehen, die uns zuwinken, oder so etwas wie Städte, aber wir werden sagen können, ob dort Grass wächst", sagt Gilmore.

Die Möglichkeiten des E-ELT gehen aber noch weit darüber hinaus. "Es erstreckt sich auf alle Bereiche der Astronomie und Astrophysik", sagt Jochen Liske von der ESO in Garching. "Wir wollen vieles mit diesem Teleskop machen. Es ist nicht nur eine Frage, die unsere Wissenschaftspartner damit beantworten wollen. Unsere Aufgabe ist es sicherzustellen, dass das Teleskop auch all diese Aufgaben erfüllen kann."

Schutzzone für Himmelsbeobachtungen

Als Standort für das E-ELT hat die ESO den 3060 Meter hohen Cerro Armazones in der Atacamawüste, im nördlichen Teil der küstennahen Anden in Chile gewählt. Dieser Berg eignet sich hervorragend für das Projekt, denn er liegt in einer Region mit sehr klarer Sicht und trockener Luft. "Wasser und Luft sind ein echter Störfaktor, wenn man sich den Nachthimmel anschauen will", sagt der Cambridge-Philosoph Gilmore. "Das ist auch einer der Gründe, warum man so hoch hinauf muss wie möglich: Am besten über die Wolken und den Nebel, denn die Luftfeuchtigkeit verdirbt einem das Bild."

Auf den Bergkuppen rings um die E-ELT-Baustelle stehen bereits weitere ESO-Teleskope, unter anderem das Sehr Große Teleskop (VLT). Deshalb können Forscher, die dort arbeiten, dieselben Wirtschaftsgebäude und Labors nutzen. Wichtiger aber ist ein besonderer Standortvorteil: Die Anlagen befinden sich mitten in einer 1270 Quadratkilometer großen Schutzzone, in der die empfindlichen Geräte nicht durch Lichtverschmutzung, also Licht von Städten oder Industrieanlagen oder durch Bergbau beeinträchtigt werden dürfen.

Der Cerro Armazones ist Kinoliebhabern übrigens schon vertraut. "Es war der Hintergrund in einem der jüngsten James Bond-Filme", erinnert sich Gilmore. Allerdings sieht der Berg mittlerweile nicht mehr so aus wie in dem Filmstreifen - denn um eine ebene Fläche für das neue Riesenteleskop zu schaffen, musste eine Bergkuppe weggesprengt und die Fläche geebnet werden. "Um den Zugang für die Präzisionsinstrumente, die Baumaschinen und alles weitere zu schaffen, ist es das einfachste, die Bergspitze einfach abzuschneiden. So haben wir das für alle anderen Teleskope in Südamerika auch gemacht. All die Berge sehen also jetzt aus, wie Tischplatten", sagt er. Etwa eine Million Tonnen Gestein mussten dazu entfernt werden.

Nächtliches Panoramabild des Cerro Armazones (Foto: ESO/S. Brunier).
Um Lichtstörungen und Erschütterungen fernzuhalten, stehen die ESO-Teleskope in einer riesigen SchutzzoneBild: ESO/S. Brunier

Der Startschuss begann mit einem großen Knall am 19. Juni 2014. Da sprengten Arbeiter die Bergkuppe. Nun geht es an den Bau des Riesenteleskops. Ab 2024 soll das Teleskop sein erstes Sternenlicht einfangen.

"Der Sprung von den gegenwärtigen Teleskopen zum ELT ist etwa so groß wie der Sprung von Galileos Auge zu seinem Teleskop", betonte Tim de Zeeuw, Generaldirektor der ESO.

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