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Ein Flüchtlingsboot als Altar

26. Mai 2016

Bei der Fronleichnamsmesse vor dem Kölner Dom diente ein altes Flüchtlingsboot als Altar. Der Kölner Erzbischof Woelki erinnerte an die Tausenden Toten im Mittelmeer. Er mahnte den Kampf gegen das Elend der Welt an.

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Der Kölner Kardinal Woelki hinter dem Flüchtlingsboot vor dem Kölner Dom, das als Altar dient (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

Der Kölner Erzbischhof Kardinal Rainer Maria Woelki erinnerte mit dem sieben Meter langen Flüchtlingsboot aus Malta an die Menschen, die unter Lebensgefahr über das Mittelmeer fliehen, und an die Tausenden toten Flüchtlinge. "Wer Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt, lässt Gott ertrinken - jeden Tag, tausendfach", sagte der Erzbischof. "Wer Menschen in Lagern zu Tode quält, quält Gott zu Tode - tausend und abertausendfach."

Kampf gegen Ungerechtigkeit in der Welt

Der Altar sei immer ein Symbol für Christus, so Woelki. Er selber sei mitten "in diesem Boot, das Menschen, junge und alte, Frauen und Kinder, über das Mittelmeer schleuste". Das Erzbistum Köln hatte das Holzboot gekauft, das von der Maltesischen Armee vor einigen Jahren bei einem Rettungseinsatz beschlagnahmt worden war. 80 bis 100 Menschen haben laut Woelki in diesem Boot "um ihr Leben gerudert". Sie seien von Libyen aufgebrochen, um vor Krieg und Terror zu fliehen.

Man könne nicht Fronleichnam feiern, ohne alles zu tun, "um gegen die Ungerechtigkeit und das Elend dieser Welt" anzukämpfen. Nach Woelkis Predigt applaudierten die Gottesdienstbesucher. Die Messe fand unter freiem Himmel vor dem Kölner Dom statt. In der Liturgie wurde für alle Menschen auf der Flucht gebetet. Nach der Messe zog die Fronleichnamsprozession durch die Innenstadt. Die Tradition dieser Prozession reicht in Köln bis ins 13. Jahrhundert zurück.

Gedenken an Tausende tote Flüchtlinge

Der Kardinal erinnerte an die Aktion 23.000 Glockenschläge des Erzbistums Köln vor einem Jahr. 230 Kirchen erinnerten damit an die 23.000 Flüchtlinge, die seit dem Jahr 2000 im Mittelmeer ums Leben gekommen waren. "Hunderte Tote sind seitdem dazugekommen, Ertrunkene und Ermordete, deren Hoffnungen, deren Schmerz, deren Träume, deren Trauer, deren Angehörige und deren Lebensgeschichten Gott allein kennt", sagte Woelki.

Immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Dabei bekundet sie ihre Überzeugung, dass Christus in der geweihten Hostie gegenwärtig ist. Ein solches Stück Brot wird bei der Fronleichnamsprozession in einem Schaugefäß, einer Monstranz, mitgeführt.

cr/ml (dpa, kna)