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Ein echter Held

Christina Bergmann, Washington28. Februar 2009

Der Fluglotse war sich sicher: Niemand würde die Landung auf dem Fluss überleben. Kapitän Chesley B. Sullenberger schaffte das Unmögliche. Und bewies auch danach, dass er aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt ist.

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Bild: DW
Fernschreiber Christina Bergmann

In vielen Interviews hat der 58-jährige Pilot des Airbus 320 inzwischen erzählt, wie er die Maschine nach einem Ausfall beider Triebwerke auf dem Hudson River bei New York gelandet hat. "Ich musste beim Landen beide Tragflächen exakt waagerecht haben", sagte er, "mit der Nase des Flugzeugs leicht nach oben gezogen. Der Aufprallwinkel musste überlebbar sein und wir durften nur ein ganz kleines bisschen über der Mindestfluggeschwindigkeit liegen." Um dies alles musste er sich gleichzeitig kümmern. Zum Beten, erklärte der ehemalige Luftwaffenpilot, blieb da keine Zeit.

"Das Wunder vom Hudson" wurde die Notlandung sofort genannt, denn keiner der 155 Menschen an Bord wurde ernsthaft verletzt. Doch zu dem Wunder trug vor allem eins bei: Kapitän Sullenbergers hervorragende Ausbildung und jahrelange Erfahrung – ein Faktor, der bei heutigen Piloten offensichtlich keine Selbstverständlichkeit ist.

Niedergang eines Elitejobs

Darauf machte Sullenberger in einem Verkehrs-Ausschuss des Repräsentantenhauses aufmerksam. Die Abgeordneten, die vor allem die atemberaubende Story eines tollen Kerls erwartet hatten, waren sichtlich geschockt angesichts der Nachricht, die Sullenberger ihnen überbrachte. Mit ernstem Gesicht verlas der Pilot eine Erklärung, in der er vom Abstieg eines Elitejobs berichtete. In den Passagierflugzeugen würden schon seit langen nicht mehr die Besten der Besten im Cockpit sitzen, erklärte Sullenberger. Der Job sei finanziell nicht mehr attraktiv. Die Gehaltskürzungen hätten mit der Deregulierung des Flugverkehrs begonnen und seien seit den Terroranschlägen vom 11. September und den darauf folgenden Pleiten vieler Fluggesellschaften noch gravierender geworden.

Sullenberger ist seit 30 Jahren bei der Fluggesellschaft, bekam seine Fluglizenz als Teenager, hat auch Erfahrung im Segelfliegen und flog für die Luftwaffe Kampfjets. In der Luftwaffenakademie wurde er für seine Leistungen ausgezeichnet. Vor dem Ausschuss erzählte er, dass sein Gehalt in den letzten Jahren um 40 Prozent gekürzt worden sei. Seine Rentenversicherung wurde gekündigt und durch einen Vertrag ersetzt, der für jeden Dollar nur noch Pennies zahlt. Er habe eine Beratungsfirma gegründet, um über die Runden zu kommen. "In den letzten sechs Jahren habe ich sieben Tage in der Woche in meinen beiden Jobs gearbeitet, nur um den normalen Standard einer Mittelklassefamilie aufrecht erhalten zu können."

Das wichtigste Sicherheitsmerkmal

Sullenbergers Copilot pflichtete ihm bei. Früher, sagte Jeffrey B.Skiles, habe man tausende Stunden Flugerfahrung haben müssen, um zu einem Vorstellungsgespräch geladen zu werden. Inzwischen dürfe man mit wenigen hundert Flugstunden schon ins Cockpit. Wenn es hier nicht eine gesetzliche Regelung gebe, "gehört eine erfahrene Crew im Cockpit der Vergangenheit an". Und dann, ergänzte Kapitän Sullenberger, "wird das negative Folgen für die Passagiere haben." Denn: "Das mit Abstand wichtigste Sicherheitsmerkmal eines Flugzeuges ist ein erfahrener und gut ausgebildeter Pilot."

Wenn der Pilot schlecht ausgebildet ist und im Notfall versagt, bedeutet das aber nicht nur für die Passagiere das Todesurteil. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass die geglückte Notlandung von Flug United Airlines 1549 über einem der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde stattgefunden hat.