Richtig ist wichtig
30. Mai 2007Samstag morgen im Kölner Fünf Sterne Hotel Marriott. Ein Tagungsraum in dunklem Holz gehalten. Auf den Tischen stehen akkurat gefaltete Namensschilder und in silbernen Schälchen: Fruchtbonbons. 13 gut gekleidete Damen und Herren sitzen da und hören Jan Schaumann zu. Schaumann ist ausgebildeter Personal- und Management-Trainer, nennt sich Knigge-Experte und nimmt 370 Euro für ein Wochenendseminar.
Benimmregeln auffrischen
Die Damen und Herren hier sehen eigentlich alle so aus, als ob sie längst wüssten wie man sich benimmt. Auch Schönheitschirurg Hermann Koebe aus Düsseldorf und Petra Jasker, Pathologin aus Duisburg. "Ich bin von meiner besten Freundin darauf aufmerksam gemacht worden, dass man die Serviette nicht geknüddelt rechts neben den Teller legt und das mache ich seit 35 Jahren so", erzählt Frau Jasker:" Da hab ich mir gedacht, ich könnte meine Benimmregeln mal wieder etwas auffrischen."
Praxis statt Theorie
Koebe hat den Kurs zu Weihnachten geschenkt bekommen, hat erst ein bisschen gestutzt und ist jetzt ganz angetan:" So wie der Referent, der Herr Schaumann, das vorlebt sieht man überhaupt erst wie weit man mit so gutem Benehmen kommt." Aber da es hier nicht ums Vorleben und auch nicht um die bloße Theorie geht, gibt es bei Schaumann jetzt eine praktische Übung. Er verteilt kleine Namenskärtchen.
Höllisch schwer
Ab jetzt ist Petra Jasker nicht mehr Petra Jasker sondern Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Aus Hermann Koebe wird ein ausländischer Botschafter. Und als alle Kärtchen verteilt sind, gibt es die Aufgabe, die eigentlich ganz einfach klingt, denn es soll lediglich begrüßt werden. Klingt einfach? Ist aber höllisch schwer. Denn mit nett, ehrlich, höflich und respektvoll kommt man nicht sehr weit, wenn man korrekte Titel, die Rangfolge, die Abfolge und die jeweils korrekten Begrüßungs- und Grußformeln verwenden muss.
Korrekt, korrekt, korrekt
Und das war noch längst nicht alles, denn nach der Pause am Nachmittag, folgt die Königsdisziplin des guten Benimm. Ein komplettes Mehrgänge-Menü mit allem drum und dran. Korrekt sitzen, korrekt schneiden, korrekt trinken, korrekt plaudern und korrekt austreten. Das hört sich nicht entspannt an. Und das ist es auch nicht. Aber es sieht sehr stilvoll aus, es schmeckt sehr gut und es dauert ja auch nicht ewig. Maximal fünf Stunden sagt Schaumann. Die gehen rum und dann reicht es auch erst mal mit dem Benimm.