Ehrenoscar für Alejandro González Iñárritu
12. November 2017Der prämierte siebenminütige Kurzfilm zeigt den schweren und gefährlichen Weg von Migranten, die aus Mexiko in die USA fliehen. "Carne y Arena" ("Fleisch und Sand") versetzt die Zuschauer mittels einer Datenbrille in die Lage der Flüchtlinge, deren Schilderungen sie hautnah miterleben. Per Kopfhörer sind die Hilferufe der verzweifelten Mexikaner zu hören und das Gebell der Hunde, die von den Grenzhütern an der Mauer losgeschickt werden.
Weltpremiere beim Festival in Cannes
Um das Ganze noch authentischer zu machen, laufen die Besucher während der Vorstellung barfuß über einen Boden, der mit Sand und Steinen bedeckt ist. Die Installation war zunächst beim Filmfestival im Mai in Cannes zu sehen, danach wurde sie unter anderem im Los Angeles County Museum of Art sowie im Tlatelolco Museum in Mexico City gezeigt.
Für so viel "visionäre Erzählkunst" bekomme Alejandro Iñárritu den "Special Award-Oscar", so der Vorstand der Academy of Motion Picture Arts and Sciences bei Bekanntgabe der Hollywood-Auszeichnung. Er und sein Kameramann Emmanuel Lubezki hätten mit ihrem stark emotionalen Werk über Migranten "neue Türen für filmische Wahrnehmung" geöffnet, sagte Oscar-Akademie-Chef John Bailey.
Vielfach ausgezeichnet: Alejandro Iñárritu
Alejandro Iñárritu kann besonders stolz auf die Trophäe sein, denn sie wird nur selten vergeben. Zuletzt 1996, als die Oscar-Akademie Pixars "Toy Story" auszeichnete, den ersten komplett computererzeugten Spielfilm. Als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor ist Iñárritu ("Birdman", "The Revenant - Der Rückkehrer") bereits mehrfacher Oscarpreisträger, außerdem gewann er zwei Golden Globes und den Directors Guild of America Award. Sein Landsmann Lubezki holte hintereinander drei Kamera-Oscars für "Gravity", "Birdman" und "The Revenant".
Den Ehrenoscar hat der mexikanische Regisseur am 11. November im Rahmen der Governors-Awards-Gala in Los Angeles entgegengenommen. Dort wurden auch der 82-jährige kanadische Schauspieler Donald Sutherland und die 89-jährige französische Regisseurin Agnès Varda mit einem Ehrenoscar für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Seit 2009 werden die Ehrenpreise der Academy of Motion Picture Arts and Sciences nicht mehr während der Oscarverleihung im März, sondern bereits im Vorfeld in einer eigenen Zeremonie verliehen.
suc/jk/stu/rey (dpa/ntv)