Kofi Annan in Myanmar ausgebuht
6. September 2016Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan ist bei seiner Ankunft zu einer Friedensmission in Myanmar von hunderten protestierenden Buddhisten ausgebuht worden. "Kofi Annan, verschwinde" und "Nein zur Kofi-Kommission" riefen die Demonstranten, als der Konvoi des Diplomaten den Flughafen von Sittwe im Staat Rakhine verließ. Annan war nach Myanmar gereist, um im Konflikt zwischen Buddhisten und der Rohingya-Minderheit zu vermitteln.
Der frühere UN-Generalsekretär war von der Außenministerin Aung San Suu Kyi, die faktisch die Regierungsgeschäfte in Myanmar leitet, im vergangenen Monat mit der Leitung einer Beratungskommission beauftragt worden. Aufgabe der Kommission sei es, eine "dauerhafte Lösung der komplexen Probleme in Rakhine zu finden", heißt es es auf der Webseite Suu Kyis. Sowohl Suu Kyi als auch Kofi Annan sind Träger des Friedensnobelpreises.
Weitere Proteste geplant
Annan wollte sich bei seinem Besuch in dem südostasiatischen Land nun mit Vertretern des Staates Rakhine treffen sowie einige der Flüchtlingslager besuchen. Einer der Demonstranten sagte am Dienstag der französischen Nachrichtenagentur AFP, sie würden am Mittwoch wiederkommen, um bei Annans Abreise erneut zu protestieren.
Der Kommission sollen neben Annan zwei weitere internationale sowie sechs nationale "erfahrene, respektierte und neutrale Persönlichkeiten angehören", hieß es. Bei den internationalen Vertretern handelt es sich den Angaben zufolge um den früheren libanesischen Kulturminister Ghassan Salame und Laetitia van den Assum, ehemalige Botschafterin der Niederlande in Großbritannien. Sowohl Salame als auch van den Assum verfügen über internationale Erfahrungen als ehemalige UN-Sonderberater. Unter den Kommissionsmitgliedern aus Myanmar ist laut der Mitteilung U Aye Lwin, Gründer des Landesverbands der "Religionen für den Frieden" in Myanmar.
Seit Beginn der Ausschreitungen im Jahr 2012 kamen laut Menschenrechtlern mehr als 100 Menschen ums Leben; mehr als 125.000 suchten in Lagern Zuflucht. Zehntausende flohen in Booten über den Golf von Bengalen in südostasiatische Nachbarländer. Laut den Vereinten Nationen gehören die Rohingya zu den am stärksten verfolgten und unterdrückten Minderheiten der Welt.
Die Rohingya bilden eine überwiegend muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Ihre Zahl beträgt etwa eine Million. Myanmar ist mehrheitlich buddhistisch, radikale Buddhisten sprechen den Rohingya das Recht auf Staatsbürgerschaft ab. Von den Behörden werden sie als illegale Einwanderer aus Bangladesch angesehen.
stu/sti (afp, dpa)