Umweltschonend mit Hindernissen
2. September 2011Es sieht schon sehr interessant aus, wenn die schmutzige Wäsche wie das Gepäck bei der Sicherheitskontrolle auf dem Flughafen über ein Laufband rollt. Dann hält sie an: Die Schmutzwäsche wird gescannt. Der Verschmutzungsgrad der Wäsche wird ermittelt, die Beschaffenheit der Kleidungsstücke wird geprüft, etwa, ob es sich um Baumwolle oder Synthetik handelt.
Aus allen diesen Daten ergeben sich dann die Waschdauer und benötigte Menge an Waschmittel. Das Prozedere hat zwei Vorteile: Mehr Komfort für den Verbraucher und eine höhere Umweltverträglichkeit.
Denn Untersuchungen haben immer wieder gezeigt: Die meisten Verbraucher wissen nicht, wie viel Waschmittel sie in ihre Maschine geben müssen. Denn gibt der Waschmaschinenbesitzer zu viel Waschmittel in die Maschine, wird mehr Wasser gebraucht, um die Wäsche wieder frei vom Schaum zu bekommen. Wie in der Dusche: Wer sich zu kräftig eingeseift hat, muss sich länger abspülen.
Smart Grids – Intelligente Netzwerke
Doch die umweltschonende Bedienung und Steuerung der Waschmaschine ist nicht der einzige Trend auf der diesjährigen Elektronikmesse IFA in Berlin. Die Anforderungen an die Gerätehersteller werden immer komplexer und anspruchsvoller. Aber die Energiewende spielt vielen auch in die Hände. Die Firma Miele macht sich das mit einem ganzheitlichen Energiemanagement zu Nutze. "Mit diesem haben wir die Chance unsere Haushaltsgeräte in sogenannte Smart Grids, intelligente Netzwerke mit einzubinden. Das hat vor allem den Vorteil, dass die Geräte automatisch starten, wenn der günstigste Stromtarif anliegt", erklärt Bernhard Hörsch, Leiter Marketing Elektrofachhandel von Miele.
Den zweiten großen Vorteil gibt es für Besitzer von Solaranlagen auf ihren Hausdächern. Ihre gewonnene Sonnenenergie kann ebenfalls in die Smart Grids eingespeist werden. So erkennt der Energiemanager, wann die Wetterprognose günstig ist und startet dann die hauseigenen Geräte. Zudem bekomme ein Solaranlagenbesitzer auch noch die Subvention vom Staat für die Nutzung der erneuerbaren Energien, sagt Hörsch. Es lohne sich alles auf der ganzen Breite. Bei herkömmlichen Gerätekonzepten und Heizungssystemen sieht der Marketingleiter allerdings auch das Ende der Einsparpotenziale erreicht: Ein Geschirrspüler könne ja nun mal nicht mit null Liter Wasserverbrauch funktionieren.
Längere Haltbarkeit im Kampf gegen den Elektroschrott
Mit einem weiteren Problem haben die Hersteller noch zu kämpfen: Rund eine Million Tonnen alter Elektrogeräte, allein in Deutschland, landen pro Jahr auf dem Müll. Allerdings wird nur weniger als ein Drittel davon umweltgerecht entsorgt - denn das meiste wird auf Müllhalden in Entwicklungsländern gebracht. Hörsch sieht den Recyclingkreislauf in Deutschland schon sehr gut ausgebaut. Miele lege bei der Entwicklung der Geräte besonders Wert darauf, dass die verbauten Materialen, wieder zu hundert Prozent recyclebar seien. "Und der für uns wichtigste Punkt ist, dass unsere Geräte 20 Jahre halten".
Auf Dauer gefragt: Innere Werte
Auch bei Robert Bosch Hausgeräte habe man das Problem erkannt, erklärt Michael Bohn, Leiter des Marketing. "Wir recyceln zum Beispiel 92 Prozent allen Abfalls, der im Produktionsprozess oder hinterher entsteht". An den fehlenden acht Prozent müsse das gesamte Haus noch hart arbeiten, fügt Bohn hinzu.
Im Schnitt ist ein energieeffizientes Gerät natürlich teurer in der Anschaffung, es rechnet sich allerdings nach ungefähr zehn Jahren. Deshalb sind Qualität und Langlebigkeit der Produkte auch von entscheidender Bedeutung. Von daher legt man auch bei Siemens lieber das Augenmerk auf die "inneren Werte" und macht eher Abstriche beim "modischen" Design.
Das größte Energiesparpotenzial besteht allerdings weiterhin bei den Kühlgeräten. Denn die laufen rund um die Uhr, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr. Die Firma Bosch hat darauf reagiert und bietet ab dem Herbst nur noch Geräte der Energiesparklassifizierungen A++ und A+++ an. Die bislang noch gehandelten A-Geräte fallen komplett aus dem Sortiment. Studien haben aber allerdings gezeigt, dass der Verbraucher durch die vielen Abstufungen auch leicht verwirrt ist. Erstaunlich ist, dass 41 Prozent der Haushalte in Deutschland gar nicht wissen, welcher Energieeffizienzklasse ihr Kühlgerät angehört.
Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Hartmut Lüning