Edvard Munchs Dämonen
2. August 2015Der Maler Edvard Munch steckt mit Mitte 40 in der größten Krise seines Lebens. Im Ausland bejubelt man ihn bereits als Künstler der Zukunft, in seiner Heimat Norwegen gilt er als Schmierfink und Psychopath. Seine Mutter und die Schwester Sophie sterben früh an Schwindsucht. Die höchst dramatische Beziehung zu seiner Verlobten Mathilde Larsen endet mit einem Schuss, der ihm den Mittelfinger seiner linken Hand verkrüppelt. Die Schwester Laura kommt ins Irrenhaus. Und Munch fürchtet, bald ebenfalls geisteskrank zu werden.
Nach den schweren Schicksalsschlägen und der dramatischen Beziehung spürt der Maler einen Dämon in sich. Er malt gegen seine Angst und Verzweiflung an. Seine Bilder zeigen sein Innerstes, sind wie ein Tagebuch. Zwei Sommeraufenthalte im deutschen Ostseebad Warnemünde sollen Linderung bringen. Doch stattdessen sackt er immer tiefer in den Alkohol ab. Im Herbst 1908 kommt der Zusammenbruch. Munch lässt sich wegen Paranoia in ein Sanatorium in Kopenhagen einliefern. Der Alkoholentzug ist brutal. Neun Monate später wird er als trockener Alkoholiker entlassen.
Doch Munch weiß, seine Dämonen können jederzeit wieder erwachen. Der Preis für sein neues Leben ist hoch: Er kehrt nach Norwegen zurück, malt wie ein Besessener und lässt kaum Menschen an sich heran. Seine Bilder sind seine „Kinder“. Munch bekommt den norwegischen Sankt-Olavs-Orden verliehen und stellt bei Ausstellungen in Europa selbst Picasso und Vincent van Gogh in den Schatten. Er ist jetzt ein Weltstar. Für seine Landsleute bleibt er aber ein schrulliger Kauz.
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