Ecuador fördert Öl im Nationalpark - trotz aller Proteste
9. September 2016Die offizielle Stellungnahme fällt euphorisch aus: Von einer "neuen Ära, einem neuen Ölhorizont" für alle Ecuadorianer sprach Vizepräsident Jorge Glas diese Woche. Da hatte der staatliche Ölkonzern Petroamazonas gerade mit der Förderung begonnen: Im riesigen Nationalpark, dessen Artenvielfalt als eine der größten der Welt gilt. Aber eben auch rund 40 Prozent der Rohölreserven des Landes unter sich beherrbergt. Zunächst will Ecuador rund 23.000 Barrel Rohöl täglich fördern, später sollen es sogar 300.000 Barrel sein. Noch im Juli gab die Regierung bekannt, dass ein bislang unbekanntes Feld mit etwa 750 Millionen Barrel Öl entdeckt worden sei.
Plan gescheitert: Geld gegen Förderstopp
Eigentlich hätte das alles gar nicht passieren dürfen. Der Yasuní-Nationalpark ist wichtig für den Klimaschutz. 1989 ernannten ihn die Vereinten Nationen deshalb zum Biosphärenreservat. Und Präsident Correa erklärte sich vor gut zehn Jahren auch bereit, das Öl dort zu lassen, wo es jetzt ist. Bedingung: Die reichen Länder der Erde sollten rund 3,6 Milliarden Dollar in einen Fonds einzahlen, als Ausgleich für die entgangenen Einkünfte. Das hielten viele Länder zunächst auch für eine gute Idee, auch Deutschland, doch tatsächlich kam in den Jahren danach nicht einmal ein Prozent der Summe zusammen. In Deutschland etwa stoppte 2009 der damalige FDP-Entwicklungsminister Dirk Niebel die Zahlungen. Und vor drei Jahren entschied Ecuador dann, die Fonds-Idee nicht weiterzuverfolgen.
In Deutschland findet das der Umweltexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Frank Schwabe, höchst bedauerlich. Er sagte der DW am Freitag: "Es gibt ein doppeltes Versagen: Es gibt ein Versagen der internationalen Gemeinschaft, die leider nicht in der Lage war, die benötigten Gelder auch aufzutreiben, aber es gibt auch ein Versagen auf der Seite der ecuadorianischen Regierung." Sie hätte die internationale Initiative nicht mehr ernsthaft unterstützt, weil der Ölpreis sinke und der Staatshaushalt finanziert werden müsse, meint der SPD-Politiker.
Immer wieder Streit mit Deutschland
Eine durchaus naheliegende Einschätzung. Über den Schutz des Nationalparks und der vielen Ureinwohner dort gab es zuletzt immer wieder Streit zwischen Deutschland und Ecudaor.
Zweimal unternahmen Mitglieder des Umweltausschusses des Bundestages Anläufe, den Park zu besuchen und dort auch mit Nichtregierungsorganisationen und Umweltschützern zu sprechen. 2014 erhielten die deutschen Politiker keine Einreiseerlaubnis, auch im Frühling dieses Jahres scheiterte ein Versuch. Frank Schwabe: "Ich will nicht ausschließen, dass es auch einen dritten Versuch geben wird, aber es hängt daran, dass die Regierung von Ecuador Transparenz herstellen muss."
Resigniert klingt Esperanza Martínez, Vorsitzende der Umweltgruppe Acción Ecológica in Ecuador: Die isoliert lebenden Völker im Park und die Umwelt würden nun "noch verletzbarer" werden. "Der Schaden ist riesig", fügte sie hinzu.