Ecuador: Präsidentschaftskandidat Villavicencio erschossen
10. August 2023Unbekannte feuerten auf den 59-Jährigen, als er am Mittwoch (Ortszeit) nach der Kundgebung in einem Stadion ein Auto bestieg, wie lokale Medien berichteten. Einer der Tatverdächtigen sei bei dem Schusswechsel vor Ort schwer verletzt festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes mit. Die Besatzung eines Rettungswagens habe dann seinen Tod bestätigt. Sechs weitere Verdächtige wurden laut Staatsanwaltschaft später festgenommen.
Zudem habe es bei der Schießerei mindestens neun Verletzte gegeben, darunter eine Kandidatin für die Parlamentswahl sowie zwei Polizisten, hieß es in einer Nachricht der Behörde im Onlinedienst X, der früher Twitter hieß. Die Staatsanwaltschaft warnte zugleich vor Falschmeldungen im Zusammenhang mit der Tat.
"Das organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen"
"Ich bin empört und schockiert über die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio. Meine Solidarität und mein Beileid gelten seiner Frau und seinen Töchtern", schrieb Präsident Guillermo Lasso auf X. Dieses Verbrechen werde nicht ungesühnt bleiben.
"Das organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen. Es wird mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden", schrieb Lasso weiter. Zudem verhängte er den Ausnahmezustand über das Land. Die Maßnahme werde 60 Tage gelten, kündigte er nach einer Sitzung seines Sicherheitskabinetts in einer TV-Ansprache an.
Außerdem ordnete er die landesweite Mobilisierung der Streitkräfte zum Schutz der Bürger und des Wahlprozesses an. Die vorgezogene Präsidentenwahl am 20. August solle wie geplant stattfinden.
Diese waren nötig geworden, nachdem Präsident Lasso zuletzt inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn wegen mutmaßlicher Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte.
Nicht der erste Vorfall
Villavicencio bewarb sich als Kandidat der Bewegung Construye (Baue) um das höchste Staatsamt in dem südamerikanischen Land. In jüngsten Umfragen lag Villavicencio mit rund 13 Prozent der Wählerstimmen an zweiter Stelle hinter der Anwältin Luisa González, die dem ehemaligen linksgerichteten Präsidenten Rafael Correa nahe steht. Als Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weit verbreitete Korruption in Ecuador kritisiert.
Villavicencios Partei erklärte, dass zuvor bereits ihr Büro in Quito angegriffen worden sei. Man habe erwogen, den Wahlkampf wegen der politisch motivierten Gewalt auszusetzen. Construye verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Mord an dem Bürgermeister der Stadt Manta, Agustín Intriago, vom Juli.
Eine Welle der Gewalt
Ecuador steckt in einer schweren politischen Krise. Die Zustimmungswerte für Regierung und Parlament sind sehr niedrig. Das einst friedliche Land leidet derzeit zudem unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Die Regierung macht vor allem Drogenhändler für die Gewalt verantwortlich.
fab/se (dpa, afp, rtre)