Dänemark: Das Dorf am Ende der Welt
Ittoqqortoormiit im Osten von Grönland ist das wahrscheinlich abgelegenste Dorf der Welt. In dem kleinen Ort nördlich des Polarkreises leben nur etwa 350 Menschen. Doch ihre einzigartige Lebensweise ist stark gefährdet.
Geheimtipp, nicht mehr lange
Weit ab vom Schuss und gerade deswegen attraktiv: Malerisch liegt Ittoqqortoormiit vor den mit Eis bedeckten Bergen an der Küste Grönlands. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen das 350-Einwohner-Dörfchen im Scoresby-Sund, dem größten Fjordsystem der Welt sehen wollen.
Ein Hauch Skandinavien
Die Bauweise und die vielen Farben der Häuser erinnern stark an das skandinavische Erbe: Vor 70 Jahren endete Grönlands Zeit als dänische Kolonie. Heute ist die größte Insel der Welt - gelegen zwischen Nordatlantik und Nordpolarmeer - ein weitgehend autonomer Teil des Königreichs Dänemark.
Moderne Inuit-Jäger
Tatsächlich aber ist Ittoqqortoormiit eine Inuit-Siedlung. Bis heute bestreiten die Bewohner ihren Lebensunterhalt mit der Jagd auf Robben, Moschusochsen, Narwale und Eisbären. Allerdings fahren viele der Jäger mittlerweile lieber mit Quad-Bikes als mit den traditionellen Hundegespannen.
Touristen gucken zu
Doch die modernen Zeiten machen den Bewohnern von Ittoqqortoormiit das Leben auch schwer. Immer mehr Kreuzfahrtschiffe mit tausenden von Touristen dringen in die Fjorde ein und verscheuchen die Wildtiere. Auch der Klimawandel verändert den Alltag.
Schnell steigende Temperaturen
Ein trocknendes Fell war in Ittoqqortoormiit immer ein ganz normaler Anblick. Früher schnitt das Eis die Bewohner elf Monate im Jahr vom Rest der Welt ab. Das trieb Eisbären und andere wilde Tiere her, die sie ernährten. Doch diese alten Gewissheiten schmelzen genauso wie die Gletscher weg. In der Arktis steigen die Temperaturen viermal schneller als anderswo.
Hüpf, Hüpf, Hurra!
Etwas Leichtigkeit muss dennoch sein. Olivier Morin, Fotograph der Nachrichtenagentur AFP, hat das Leben in Ittoqqortoormiit in den letzten Tagen des Sommers 2023 eingefangen, wenn Jung und Alt das Beste aus den wenigen Wochen machen, in denen die Sonne über dem Polarkreis richtig aufgeht.
Kleine Meerjungfrau beim Eisbaden
Der Sommer ist für die Kinder eine besondere Zeit, um draußen zu spielen. Der Sprung in den Pool dürfte für die meisten Menschen jedoch eine echte Herausforderung sein. Denn selbst im Juli steigen die Temperaturen selten über zehn Grad Celsius. Und das geschmolzene Gletscherwasser ist nicht beheizt.
Training auf dem Kunstrasen
An einem Ort, an dem kein Gras wächst, ist der einzige grüne Fleck der Kunstrasen des Fußballplatzes. Inmitten von steinigen Hügeln treffen sich hier regelmäßig junge Leute zum Fußball spielen. Weil es keine Flutlichtanlage gibt, beschränken sich die Trainings- und Turnierzeiten allerdings auf nur die wenigen Stunden mit Tageslicht.
Wehmütige Erinnerungen
Vor allem die ältere Generation des winzigen 350-Seelen-Dorf muss sich an die neuen Lebensumstände gewöhnen. Ihnen bleibt nur, in Erinnerungen schwelgen und zu akzeptieren, dass es wohl nicht mehr so wird, wie es in den "guten alten Zeiten" einmal war.